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Zeigt Infraschall Wirkung auf das menschliche Gehör? Einwirkung und Auswirkungen
Impact of infrasound on human hearing
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Published: | October 23, 2009 |
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Einleitung: Obwohl Infraschall (Frequenzen<16 Hz) für den Menschen unhörbar sein sollen, gibt es eine Minderheit, die über Infraschall (IS) klagen verbunden mit Krankheitssymptomen, wenn IS mit großen Pegeln emittiert wird. Im Gegensatz zum Ultraschall gibt es dazu bislang noch keine gesetzlichen Vorschriften bzw. Grenzwerte. Betroffene erfahren auch von HNO-Ärzten keine Hilfe. Daher untersuchten wir die Wirkung von IS auf das Gehör von gesunden Probanden mit Normakusis.
Material/Methoden: In einer Studie (a) mit 15 hörgesunden Studenten (Alter: MW=25 J.) wurden monaural DPOAE registriert bei gleichzeitiger Applikation von Dauertönen der Frequenzen 6 Hz mit 130 dBSPL sowie 12 Hz mit 115 dB. In einer weiteren Studie (b) mit 17 hörgesunden, etwas älteren Frauen (Alter: MW=40 J.) untersuchten wir mit funktionellem MRT (1,5 T, „Brain-voyager“) die Aktivierung des primär auditorischen Kortex bei monauraler akustischer Stimulation mit Tonbursts von 12 Hz mit Pegeln von 120, 110 und 90 dBSPL sowie mit Bursts von 500 Hz mit 100 dB als Referenz.
Ergebnisse: In (a) konnten wir nachweisen, dass bei allen Probanden die Pegel der DPOAE phasenabhängig zu den Suppressortönen im IS-Bereich modulierten mit einem mittleren Modulationsindex von 0,44 [1].
Nach Auswertung von Studie (b) zeigten 11/17 Frauen (nach Eliminierung von 6 Aufnahmen mit Bewegungs-artefakten) ein signifikantes Aktivierungsmuster im primär auditorischen Kortex (BA41 und BA42) mit Dominanz der linken Hemisphäre; und mit Abnahme der Aktivierung bei Pegelverringerung von 120 zu 110 dB; keine Aktivierung mehr bei 12 Hz mit 90 dB, da dieser Reiz unterhalb der geschätzten Hörschwelle im Infraschallbereich liegt.
Schlussfolgerung: Unter der Einschränkung der geringen Fallzahlen ließ sich objektiv nachweisen, dass IS auf das menschliche Gehör wirkt, sofern die Wahrnehmungsschwelle überschritten ist. Da IS als mögliche Ursache für die Multisystemerkrankung „Vibroacoustic Disease“ angesehen wird, sollte die vorgestellte fMRT-Studie auch auf betroffene Patienten ausgedehnt werden, da sie vermutlich noch viel sensibler auf IS reagieren werden.