Article
Seidenfolie als Slow-release System zur topischen Wundbehandlung
Search Medline for
Authors
Published: | April 23, 2009 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Großflächige Verletzungen bieten eine ideale Eintrittspforte für potentiell pathogene Keime. Insbesondere bei Schwerbrandverletzten kommt es häufig zu schwerwiegenden Infektionen die nicht selten den Tod des Patienten zur Folge haben. Ein okklusiver Wundverband, welcher gleichzeitig über mehrere Tage hinweg die Wunde mit antibakteriellen Agenzien versorgt, stellt daher einen enormen Vorteil in der Wundbehandlung dar.Ziel dieser Studie war es eine okklusive Seidenfolie (Porengröße <100 nm) mit Colistin, einem ringförmigen Peptidantibiotikum, so zu versetzen, dass ihr Einsatz eine wirksame antimikrobielle Therapie gegen Gram-negative Keime in vitro und in vivo ermöglicht.
Material und Methoden: Verwendet wurden Folien die aus Fibroin, dem Seidenprotein, mit einer Porengröße <100 nm und einer Dicke von 100 µm erstellt wurden. Bei der Herstellung wurden diese Folien mit Colistin Lösungen in logarithmischer Verdünnung (Konzentrationen von 0,027 – 270 mg/ml) versetzt. Die Membranen wurden dann in vitro hinsichtlich ihrer antimikrobiellen Aktivität überprüft. Dazu wurde ein modifizierter Microbroth Dilution Assay gegen Escherichia coli und Pseudomonas aeruginosa durchgeführt. Anschließend wurden die Folien im Titanwundkammermodell (BO-Chamber) am Schwein verifiziert. Hierfür wurden zwei Tiere mit jeweils 12 Wunden versehen, welche mit 108 CFU (colony forming units) Pseudomonas aeruginosa (ATCC 27853) infiziert wurden. Die infizierten Wunden wurden anschließend randomisiert auf folgende Gruppen verteilt: 5 mg/ml Colistin (n=9); 0,5 mg Colistin (n=3); 0,05 mg/ml Colistin (n=3); Trägerkontrolle (n=6) und unbehandelte Kontrolle (n=3). Wundflüssigkeit und 4 mm Gewebebiopsien wurden an den Tagen 2, 4 und 6 asserviert und hinsichtlich der Keimzahldichte überprüft.
Ergebnisse: In vitro zeigte sich ein starker antimikrobieller Effekt, der in den beiden höchsten Konzentrationen zu einer vollständigen Eliminierung der Keime führte. Der Effekt war deutlich konzentrationsabhängig, wobei alle Konzentrationen gegenüber der Kontrolle einen Effekt zeigten. In vivo konnte nach 2 Tagen Therapie mit der höchsten Konzentration in einigen der insgesamt neun untersuchten Wunden kein P. aeruginosa mehr nachgewiesen werden.
Schlussfolgerung: Mit der hier untersuchten Folie lässt sich eine okklusive Wundauflage darstellen, die eine feuchte Wundheilung bei gleichzeitiger antimikrobieller Therapie über mehrere Tage hinweg ermöglicht. Es sind aber noch weitere Untersuchungen hinsichtlich der Wundheilungsförderung und auch möglicher Kombinationstherapien erforderlich, um das Potential der Folie in toto darstellen zu können.