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Ist eine adjuvante Chemotherapie bei ypN0 Status nach neoadjuvanter Radiochemotherapie bei Patienten mit Rektumkarzinom notwendig?
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Published: | April 23, 2009 |
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Einleitung: Die Notwendigkeit einer adjuvanten Behandlung nach erfolgter neoadjuvanter Radiochemotherapie (RCTx) beim Rektumkarzinom ist bislang nicht durch prospektive Studien belegt. Retrospektive Analysen weisen bislang in unterschiedliche Richtungen, so dass es momentan noch unklar ist welche Patienten tatsächlich von einer adjuvanten Behandlung profitieren. Ziel dieser retrospektiven Analyse war daher die Identifikation von Prognosefaktoren nach neoadjuvanter Radiochemotherapie beim fortgeschrittenen Rektumkarzinom in einem homogenen Patientengut ohne adjuvante Therapie.
Material und Methoden: Bei Patienten mit Rektumkarzinom im cUICC Stadium IIA oder höher wurde eine neoadjuvante RCTx mit 1,8 Gy/Woche bis zu einer Gesamtdosis von 45 Gy mit 5 Zyklen 5 FU in einer Dosierung von 225 mg/m² pro Tag als 120 Stunden-Dauerinfusion durchgeführt. Die Operation erfolgte 4-6 Wochen nach Abschluss der neoadjuvanten Therapie. Sämtliche Informationen zur Therapie und zur Nachsorge wurden in einer prospektiv geführten Datenbank erfasst. In diese retrospektive Auswertung wurden alle Patienten mit R0-Resektionen eingeschlossen, zu denen Informationen zum Follow-up vorlagen und die keine adjuvante Chemotherapie erhalten haben.
Ergebnisse: Vom 01.01.2000 bis zum 31.06.2008 konnte bei 80 Patienten nach neoadjuvanter RCTx eine R0-Resektion durchgeführt werden. Bei 79% der Patienten wurde eine Kontinuitätsresektion durchgeführt, davon bei 50% mit Pouch- bzw. Seit-zu-End-Anastomose. 18% der Patienten erhielten eine abdominoperineale Rektumexstirpation, bei 3% der Patienten wurde eine Diskontinuitätsresektion durchgeführt. Bei 72% der Patienten wurde ein Downstaging im Vergleich zwischen dem prätherapeutischen, klinischen UICC Stadium (cUICC) und dem postoperativen, pathologischen UICC Stadium (ypUICC) beobachtet. Bei 19% der Patienten war der Tumor pathohistologisch nicht mehr nachweisbar (komplette Response). Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 30 Monaten (Spanne: 1–90 Monate) fand sich eine Gesamtrezidivrate von 15%. Insgesamt entwickelten 4% der Patienten ein Lokalrezidiv. Fernmetastasen traten in 11% der Fälle auf, davon 45% isolierte Lebermetastasen und 18% Multiorganmetastasen. Bei Patienten mit kompletter Remission lag die Rezidivrate bei 7%, im Stadium ypUICC I bzw. II lag die Rezidivirate bei 13% bzw. 14%. Patienten im Stadium ypUICC III entwickelten in 31% der Fälle ein Rezidiv. Als einzigster prognostischer Parameter mit signifikantem Unterschied im krankheitsfreien Überleben stellte sich der Lymphknotenstatus heraus (5 Jahres krankheitsfreies Überleben ypN-: 80%, ypN+: 55%, p=0,02). Kein signifikanter Unterschied im krankheitsfreien Überleben fand sich für das Downstaging oder die T-Kategorie.
Schlussfolgerung: ypN0-Patienten haben eine relativ niedrige Rezidivrate zwischen 7-14%. Bislang kein signifikanter Unterschied in der Rezidivrate und dem krankheitsfreien Überleben zwischen Patienten mit einer kompletten Response und solchen mit Stadium ypUICC I-II. Patienten mit Lymphknotenmetastasen nach neoadjuvanter Radiochemotherapie haben ein erhöhtes Rezidivrisiko und sollten daher einer adjuvanten Therapie zugeführt werden. Patienten mit Status ypN0 haben eine sehr gute Prognose und profitieren evtl. nicht von einer weiteren adjuvanten Behandlung.