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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

21. - 24.10.2009, Berlin

Vitamin D- und Calcium-Haushalt bei distalen Radiusfrakturen

Meeting Abstract

  • J. P. Kolb - Universität Hamburg und Rheumaklinik Bad Bramstedt GmbH, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • J. Bischoff - Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hand-, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • A. F. Schilling - Zentrum für Biomechanik, Technische Universität Harburg, Hamburg, Germany
  • M. Amling - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum Biomechanik und Skelettbiologie, Hamburg, Germany
  • J. M. Rueger - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • W. Lehmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 21.-24.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. DocWI31-1046

doi: 10.3205/09dkou279, urn:nbn:de:0183-09dkou2791

Published: October 15, 2009

© 2009 Kolb et al.
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Fragestellung: Ein Mangel an Vitamin D führt über eine verschlechterte neuromuskuläre Funtion zu einer erhöhten Sturzgefahr. Stürze können insbesondere bei osteoporotischen Patienten zu Frakturen führen. Eine der häufigsten Sturz- und osteoporoseassoziierten Frakturformen in der Unfallchirurgie ist die distale Radiusfraktur. Erstes Ziel der vorliegenden Untersuchung war es festzustellen, ob bei Patienten mit distaler Radiusfraktur initial ein erniedrigter Vitamin D Spiegel im Blut vorliegt, der auf eine erhöhte Sturzgefahr in diesem Patientenkollektiv hinweisen würde.

Im Rahmen der Frakturheilung wird für die Kallus-Bildung vermehrt Calcium benötigt. Vitamin D ist essentiell für die Aufnahme von Calcium aus dem Darm und damit wichtig für die Calcium-Versorgung des Organismus. Zweites Ziel der Untersuchung war es daher, zu überprüfen, ob die Bildung des Frakturkallus mit Serumkonzentration von Vitamin D und Calcium korreliert und ob ein positiver Effekt einer Substitutionstherapie im Rahmen der Nachbehandlung der Fraktur detektiert werden kann.

Methodik: Eingeschlossen wurden insgesamt 50 Patientinnen mit distalen Radiusfrakturen TYP AO A und C, die alle mit einem Fixateur externe und 2 K-Drähten operativ versorgt wurden. Unmittelbar postoperativ wurde Vitamin D und Calcium im Blutspiegel bestimmt. Eine weitere Messung fand nach 6 Wochen statt. Im Anschluss an die erste Messung wurden alle Patienten mit Calcium und Vitamin D (2x Calcicare-D3 Kautablette mit 600 mg Calcium/400I.E. Vit.D pro Tag oder 1xCalcicare D3 Forte Brausetablette mit 1000 mg Calcium/ 880 I.E. Vit.D pro Tag) für 6 Wochen substituiert. Bei allen Patientinnen wurde 6 Wochen postoperativ mittels pQCT (Stratec XCT-2000 der Firma Stratec Medizintechnik, Pforzheim, German) am frakturierten Radius die Knochenfläche des Frakturkallus bestimmt.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der Mittelwert für Serum Vitamin D unseres Kollektivs betrug postoperativ 18,54 µg/l und liegt damit unterhalb des Grenzwertes für einen absoluten Calcium-Mangel (20 µg/l). Durch Substitution von Vitamin D im Rahmen der Nachbehandlung konnte in nur 6 Wochen die Vitamin-D-Konzentration in diesem Patientenkollektiv um ca. 30% auf durchschnittlich 25,21 µg/l erhöht werden. Der Calciumspiegel konnte durch diese Behandlung im Mittel von 2,28 mmol/l auf 2,309 mmo/l angehoben werden. Die mit pQCT erhobene Kallusfläche zeigte einen signifikanten linearen Zusammenhang zwischen mit dem Calciumspiegel nach 6 Wochen und der Kallusfläche nach 6 Wochen (kortikale und subkortikale Fläche, Korrelation nach Pearson: 0,59; p<0,001).

Über 80% unserer Patientinnen lagen mit ihrem Vitamin D-Spiegel unter dem empfohlenen Wert. Dieser Vitamin D-Mangel könnte über eine erhöhte Fallneigung zum Frakturereignis beigetragen haben. Dieser Mangel konnte innerhalb von 6 Wochen durch entsprechende Substitution verbessert werden. Eine frühzeitige Optimierung der Calciumversorgung erscheint auch im Hinblick auf die Ausbildung des Frakturkallus bei Patientinnen mit distaler Radiusfraktur wünschenswert.