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Vitamin D- und Calcium-Haushalt bei distalen Radiusfrakturen
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Published: | October 15, 2009 |
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Fragestellung: Ein Mangel an Vitamin D führt über eine verschlechterte neuromuskuläre Funtion zu einer erhöhten Sturzgefahr. Stürze können insbesondere bei osteoporotischen Patienten zu Frakturen führen. Eine der häufigsten Sturz- und osteoporoseassoziierten Frakturformen in der Unfallchirurgie ist die distale Radiusfraktur. Erstes Ziel der vorliegenden Untersuchung war es festzustellen, ob bei Patienten mit distaler Radiusfraktur initial ein erniedrigter Vitamin D Spiegel im Blut vorliegt, der auf eine erhöhte Sturzgefahr in diesem Patientenkollektiv hinweisen würde.
Im Rahmen der Frakturheilung wird für die Kallus-Bildung vermehrt Calcium benötigt. Vitamin D ist essentiell für die Aufnahme von Calcium aus dem Darm und damit wichtig für die Calcium-Versorgung des Organismus. Zweites Ziel der Untersuchung war es daher, zu überprüfen, ob die Bildung des Frakturkallus mit Serumkonzentration von Vitamin D und Calcium korreliert und ob ein positiver Effekt einer Substitutionstherapie im Rahmen der Nachbehandlung der Fraktur detektiert werden kann.
Methodik: Eingeschlossen wurden insgesamt 50 Patientinnen mit distalen Radiusfrakturen TYP AO A und C, die alle mit einem Fixateur externe und 2 K-Drähten operativ versorgt wurden. Unmittelbar postoperativ wurde Vitamin D und Calcium im Blutspiegel bestimmt. Eine weitere Messung fand nach 6 Wochen statt. Im Anschluss an die erste Messung wurden alle Patienten mit Calcium und Vitamin D (2x Calcicare-D3 Kautablette mit 600 mg Calcium/400I.E. Vit.D pro Tag oder 1xCalcicare D3 Forte Brausetablette mit 1000 mg Calcium/ 880 I.E. Vit.D pro Tag) für 6 Wochen substituiert. Bei allen Patientinnen wurde 6 Wochen postoperativ mittels pQCT (Stratec XCT-2000 der Firma Stratec Medizintechnik, Pforzheim, German) am frakturierten Radius die Knochenfläche des Frakturkallus bestimmt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der Mittelwert für Serum Vitamin D unseres Kollektivs betrug postoperativ 18,54 µg/l und liegt damit unterhalb des Grenzwertes für einen absoluten Calcium-Mangel (20 µg/l). Durch Substitution von Vitamin D im Rahmen der Nachbehandlung konnte in nur 6 Wochen die Vitamin-D-Konzentration in diesem Patientenkollektiv um ca. 30% auf durchschnittlich 25,21 µg/l erhöht werden. Der Calciumspiegel konnte durch diese Behandlung im Mittel von 2,28 mmol/l auf 2,309 mmo/l angehoben werden. Die mit pQCT erhobene Kallusfläche zeigte einen signifikanten linearen Zusammenhang zwischen mit dem Calciumspiegel nach 6 Wochen und der Kallusfläche nach 6 Wochen (kortikale und subkortikale Fläche, Korrelation nach Pearson: 0,59; p<0,001).
Über 80% unserer Patientinnen lagen mit ihrem Vitamin D-Spiegel unter dem empfohlenen Wert. Dieser Vitamin D-Mangel könnte über eine erhöhte Fallneigung zum Frakturereignis beigetragen haben. Dieser Mangel konnte innerhalb von 6 Wochen durch entsprechende Substitution verbessert werden. Eine frühzeitige Optimierung der Calciumversorgung erscheint auch im Hinblick auf die Ausbildung des Frakturkallus bei Patientinnen mit distaler Radiusfraktur wünschenswert.