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Mobilitaet in der klinisch-geriatrischen Rehabilitation und die subjektive Perspektive der Betroffenen
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Published: | March 4, 2009 |
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Hintergrund
Im BMBF-gefoerderten Projekt “Pflegesprechstunden zur Mobilitaetsforderung von aelteren und hochaltrigen Menschen in der klinisch-geriatrischen Rehabilitation“ wird ein nicht-aequivalentes Kongrollgruppen-Pretest-Posttest-Design (monozentrische, prospektive Laengsschnittstudie) zugrundegelegt. Die Intervention "Pflegesprechstunde zur Mobilitaetsfoerderung" wird zeitgleich auf der Grundlage episodisch-narrativer Interviews mit aelteren Menschen in der klinisch-geriatrischen Rehabilitation entwickelt. Vor dem Hintergrund neuer Uebersichtsarbeiten, nach denen die Evidenz von Programmen zur Sturzpraevention uneindeutig ist [1], [2], wird in dieser Studie davon ausgegangen, dass Mobilitaet nicht hinreichend mit einem bio-medizinischen Konzept erfasst wird. Mobilitaet wird nach diesem Verstaendnis als ein multidimensionales Konstrukt verstanden, das von einer Reihe interdepenter Kompetenzen beeinflusst wird. Vor allem die subjektive Perspektive stellt ein wesentliches, jedoch bisher vernachlaessigtes Element in der Mobilitaetsfoerderung dar. Es werden Erkenntnisse benoetigt, die Hinweise geben auf lebensgeschichtlich herausgebildete Bedeutungen von Mobilitaet sowie auf Selbstkonzepte und Strategien.
Methoden
Es werden episodisch-narrative Interviews mit 10-12 Patienten/innen in einer klinisch-geriatrischen Einrichtung durchgefuehrt [3]. Das Sample wird sukzessive nach dem Vorgehen des Theoretical Sampling zusammengestellt [4] und mit einem modifizierten Verfahren der Narrationsanalyse nach Schuetze [5] ausgewertet.
Ergebnisse
Die bisherigen Ergebnisse lassen darauf schliessen, dass Strategien und Erleben von Mobilitaet der gegenwaertig aelteren Generation (auch) durch die Erfahrungen des 2. Weltkrieges gepraegt sind. Die Interviewten begegnen den eigenen koerperlichen Einschraenkungen mit Strategien der Verdraengung und der Haerte, die sich biografisch im Spannungsfeld der Erfahrungen von Angst, massiven Mobilitaetseinschraenkungen und Fuersorge durch die Eltern herausgebildet haben.
Schlussfolgerung/Implikation
Mobilitaet ist in einem hohen Masse von subjektiven und biografischen Erfahrungen in Verbindung mit sozialen Verhaeltnissen gepraegt. Entsprechende Programme zur Mobilitaetsfoerderung sollten diese Zugaenge bei der Entwicklung und Umsetzung integrieren. Nur so koennen individuen- und zielgruppenorientierte Massnahmen mit dem Potenzial gezielter Gesundheitsfoerderung und Praevention entwickelt werden.
Literatur
- 1.
- Coussement J et al. Interventions for Preventing Falls in Acute- and Acute- and Chronic-Care Hospitals: A Systematic Review and Meta-Analysis. JAGS 2008; 56:29-39.
- 2.
- Gates S et al. Multifactorial assessment and targeted intervention for preventing falls and injuries among older people in community and emergency care settings: systematic review and meta-analysis. BMJ 2007; 336:130-3.
- 3.
- Flick U. Episodic Interviewing. In: Bauer M, Gaskell G, eds. Qualitative Researching with Test, Image and Sound - a Handbook. London: Sage; 2000.
- 4.
- Glaser BG, Strauss AL. The Discovery of Grounded Theory. Strategies for Qualitative Research. Chicago: Adline; 1967
- 5.
- Schuetze F. Biografieforschung und narratives Interview. Neue Praxis, Kritische Zeitschrift fuer Sozialarbeit und Sozialpaedagogik 1983; 13:283-93.