gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

08.10. - 10.10.2009, Freiburg

Unterrichtsqualität aus Sicht von (Simulations-) Patienten – eine neue Perspektive?

Vortrag

  • corresponding author Kerstin Lingemann - Charité - Campus Benjamin Franklin, Medical Center Anesthesiology, Berlin, Deutschland
  • Teresa Campbell - Charité - Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • Christian Siggemann - Charité - Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • author Henrike Hölzer - Charité - Universitätsmedizin Berlin, AG Reformstudiengang, Berlin, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung - GMA. Freiburg im Breisgau, 08.-10.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmaT5V099

doi: 10.3205/09gma099, urn:nbn:de:0183-09gma0999

Published: September 2, 2009

© 2009 Lingemann et al.
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Text

Fragestellung: Der Unterricht mit Patienten nimmt in der medizinischen Ausbildung eine zentrale Rolle ein. Hierbei muss neben den Bedürfnissen des medizinischen Curriculums auch die Perspektive des Patienten berücksichtigt werden. Verschiedene Studien untersuchten dazu u.a. die Motivation zur Teilnahme am Unterricht und die Einstellung zu bestimmten Untersuchungen durch Studierende. Eine systematische Analyse zur Bewertung von Unterrichtsqualität aus Patientensicht liegt allerdings bisher nicht vor. Entsprechende Informationen könnten als Kriterien für Unterrichtsqualität herangezogen werden, bzw. für die didaktische Schulung bedeutsam sein.

Für einen experimentellen Ansatz wählten wir Simulationspatienten (SP), weil diese, aufgrund ihres Trainings für die Gabe von Feedback auch über die Unterrichtssituation besonders sensibel sein sollten. Darüber hinaus lässt die Standardisierung der Unterrichtssituation einen besseren Vergleich unterschiedlicher Dozenten zu.

Methodik: Zwei Patientenrollen („Akute Atemnot“ und „Akutes Koronarsyndrom“) wurden für den notfallmedizinischen Unterricht konzipiert und im 3. und 4. Studienjahr an der Charité - Campus Benjamin Franklin eingesetzt. 11 SPs nahmen über zwei Semester an 28 Unterrichtseinheiten (UE) teil, die mit dem Einverständnis aller Teilnehmenden auf Video aufgezeichnet wurden. Die Videographien wurden mit standardisierten Sequenzen auf eine Länge von 14 Min geschnitten. Nach Abschluss aller Unterrichtseinheiten wurde jedem SP eine Videographie seiner UE präsentiert, und darüber eine Sitzung nach der Methode des Lauten Denkens (TA) abgehalten. Die Sitzungen wurden auf Tonband aufgenommen, transkribiert und mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse: SPs fühlten sich im Unterricht wohl, wenn

1.
die Studierenden vorbereitet waren,
2.
die Studierenden das Rollenspiel ernst nahmen,
3.
die SPs im Rollenspiel einen klaren Ansprechpartner hatten,
4.
die SPs Feedback geben konnten und
5.
die Dozenten klare Anweisungen gaben.

Dagegen fühlten sich die SPs unwohl, wenn

1.
die Studierenden sich nicht auf das Rollenspiel einließen oder Desinteresse zeigten,
2.
sich Studierende / Dozenten im Rollenspiel abwandten,
3.
mehr als 2 Studierende für das Rollenspiel eingeteilt waren,
4.
die SPs innerhalb einer UE mehrmals hintereinander das gleiche Krankheitsbild spielen sollten und
5.
die SPs das Gefühl hatten, die Studierenden profitierten nicht ausreichend von der Interaktion mit dem SP.

Schlussfolgerung: Diese Daten geben Optimierungsansätze für die Gestaltung von Unterricht am Krankenbett aus der Sicht von Patienten. Ob sich die Einhaltung dieser Prinzipien in einer verbesserten Akzeptanz durch Patienten niederschlägt, muss an einem realen Patientenkollektiv überprüft werden.


Literatur

1.
Spencer J, Blackmore D, Heard S, McCrorie P, McHaffie D, Scherpbier A, Gupta TS, Singh K, Southgate L. Patient-oriented learning: a review of the role of the patient in the education of medical students. Med Educ. 2000;34(10):851-857. DOI: 10.1046/j.1365-2923.2000.00779.x. External link
2.
Fröhmel A, Burger W, Ortwein H. Einbindung von Simulationspatienten in das Studium der Humanmedizin in Deutschland. Dtsch Med Wochenschr. 2007;132:549-554. DOI: 10.1055/s-2007-970375. External link