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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

08.10. - 10.10.2009, Freiburg

Training der Anamneseerhebung mit Simulationspatienten

Training of Medical History Taking with Standardized Patients

Poster

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung - GMA. Freiburg im Breisgau, 08.-10.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmaT5P132

doi: 10.3205/09gma132, urn:nbn:de:0183-09gma1327

Published: September 2, 2009

© 2009 Aster-Schenck et al.
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Text

Fragestellung: Ein klinisch tätiger Arzt erhebt im Laufe seines Berufslebens etwa 200.000 Anamnesen [1]. Nach Untersuchungen werden bis zu 70% der Verdachtsdiagnosen bereits nach dem Anamnesegespräch zutreffend erhoben [2]. Die häufigsten Fehler in der Anamneseerhebung sind die mangelnde Strukturierung des Gespräches, die Einengung der Kommunikation durch geschlossene bzw. Suggestivfragen und die Unterbrechung der Schilderungen des Patienten - im Schnitt bereits nach 18 Sekunden [3]. Auch von den Studenten der Humanmedizin in Würzburg wird in diesem Bereich in Umfragen ein Verbesserungsbedarf der Lehre gesehen. Sie fühlen sich zu Beginn des 6. Semesters zu einem großen Teil noch nicht in der Lage, in einer beschränkten Zeit ein strukturiertes Anamnesegespräch zu führen und dieses adäquat zu dokumentieren.

Aus diesem Grund wurde im ersten klinischen Semester im Rahmen des Kurses „Klinische Untersuchung“ ein Pflichtmodul Anamnesetraining mit Schauspielerpatienten neu eingeführt.

Untersucht wurden die Akzeptanz und der subjektive Lernerfolg des neuen Moduls.

Methodik: Alle 135 Medizinstudenten des 5. Semesters erhielten im WS 2008/09 erstmals eine Lehreinheit "Training strukturierter Anamneseerhebung" mit Schauspielerpatienten im Rahmen des Untersuchungskurses. 3-4 Studenten einer Gruppe nahmen im Wechsel die Rollen von "Arzt" oder "Beobachter" ein. Die Moderation erfolgte durch einen ärztlichen Praktikumsbetreuer. Jeder Student erhielt im Anschluss an die Anamneseerhebung ein strukturiertes Feedback durch den Schauspieler, seine Kommilitonen und den ärztlichen Moderator. Zur Evaluation wurde jeder Student am Ende mit einem Fragebogen bezüglich Akzeptanz und subjektivem Kompetenzgewinn befragt.

Ergebnisse: Die Stichprobe umfasst 120 Studenten (Rücklaufquote 89%, Frauenanteil 73,2 %, Altersdurchschnitt 23 Jahre). 96,7 % der Studenten schätzen die Veranstaltung als praxisbezogen und hilfreich ein. 91,7% der Studenten sind der Überzeugung, nach der Veranstaltung den Grundaufbau einer strukturierten Anamnese zu kennen. 97,5% halten in diesem Zusammenhang den Einsatz von Schauspielerpatienten für sinnvoll.

Schlussfolgerungen: Der Einsatz von standardisierten Patienten zum Training der Anamneseerhebung ist eine Lehrtechnik, die bei den Studenten hohe Akzeptanz findet, geeignet ist, Wissen praxisnah zu vermitteln und das subjektive Kompetenzerleben in der Arzt-Patienten-Kommunikation verbessert.


Literatur

1.
Kurtz S, Silverman J, Draper J. Teaching and learning communication skills in Medicine. Oxon: Radcliffe Medical Press; 1998.
2.
Decker SA. Kommunikationsmuster zwischen Arzt und Patient bei emotionalen und psychosozialen Themen. Inauguraldissertation. Freiburg/Brsg. Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie; 2005. Zugänglich unter: http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/3240/pdf/doktorarbeit_2005.pdf. External link
3.
Beckmann H, Frankel R. The effect of physician behavior on the collection of data. Ann Intern Med. 1984;101:692-696.