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Evidenz für den Bisphosphonat-Einsatz bei Osteoporose im Zeitverlauf
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Published: | September 2, 2009 |
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Einleitung/Hintergrund: Gemäß evidenzbasierten Leitlinien sollten postmenopausale Frauen mit Osteoporose zur Vermeidung von Frakturen mit Bisphosphonaten behandelt werden. Ziel der vorliegenden Studie ist es, zu analysieren, ab welchem Zeitpunkt die Wirksamkeit dieser Therapie bekannt war, ob der Verbrauch von Bisphosphonaten in Deutschland seit diesem Zeitpunkt dem Bedarf entsprochen hat und in welchem Ausmaß gesundheitliche Effekte durch ihren eingeschränkten Verbrauch entgangen sein könnten.
Material und Methoden: Um den Zeitpunkt zu bestimmen, seit dem die Wirksamkeit gegenüber Placebo bekannt war, wurden kumulative Metaanalysen randomisierter kontrollierter Studien durchgeführt, die aus systematischen Reviews recherchiert wurden. Von einem Nachweis der Überlegenheit wurde ausgegangen bei einem signifikanten (5%-Niveau) Unterschied an Frakturen in den kumulierten Studienpopulationen. Der Verbrauch von Bisphosphonaten [1], [2] und die Prävalenz [3] wurden publizierten Quellen entnommen.
Ergebnisse: Im Vergleich zu Placebo senkte die Therapie mit Bisphosphonaten das Frakturrisiko signifikant (Wirbel: RR 0,62; 95%-CI 0,40–0,97; Femur: RR 0,45; 95%-CI 0,23-0,90). Diese Überlegenheit war der Studienlage seit 1995 bzw. 1996 zu entnehmen. Es ist von rund 1,6 Mio. (1996) bis 1,9 Mio. (2006) behandlungsbedürftigen Patientinnen mit Osteoporose auszugehen. Mit dem Verbrauch wäre 1996 aber lediglich eine leitliniengerechte, kontinuierliche Versorgung von 8.200 Patientinnen (2006: 440.000 Patienten) möglich gewesen. Aus der Differenz zwischen Patientinnen mit Behandlungsbedarf und Verbrauch ergibt sich, dass mit einer kontinuierlichen Bisphosphonat-Therapie seit 1997 rund 220.000 Frakturen hätten vermieden werden können.
Diskussion/Schlussfolgerungen: Der verzögerte Einsatz von Bisphosphonaten bei der Behandlung von Osteoporose schlug sich in einer beträchtlichen Zahl potentiell nicht vermiedener Frakturen nieder. Für das Ergebnis scheint weniger auf einen Mangel an Wirksamkeitsnachweisen als auf eine Reihe anderer Faktoren (z. B. Kosten) zurückzuführen zu sein. Limitationen der vorliegenden Untersuchung könnten Unsicherheiten bei der epidemiologischen Schätzung und bei der Übertragbarkeit von Studienergebnissen auf die gesamte Patientenpopulation sein.
Literatur
- 1.
- Häussler B, Höer A, Hempel E, Storz P. Arzneimittel-Atlas 2006ff. Die Entwicklung des Arzneimittelverbrauchs in der GKV. München: Urban und Vogel; 2006.
- 2.
- Schwabe U, Paffrath D, editors. Arzneiverordnungs-Report '85ff: Aktuelle Daten, Kosten, Trends und Kommentare. Berlin, Heidelberg, New York [früher: Stuttgart, New York u.a.]: Springer-Verlag [früher: Gustav Fischer Verlag]; 1985.
- 3.
- Häussler B, Gothe H, Göl D, Glaeske G, Pientka L, Felsenberg D. Epidemiology, treatment and costs of osteoporosis in Germany: The BoneEVA Study. Osteoporosis International. 2007;18:77-84.