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127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

20.04. - 23.04.2010, Berlin

Ist das Rektumkarzinom eine chronische Erkrankung? Eine Untersuchung von Spätfolgen und Lebensqualität

Meeting Abstract

  • Susanne Merkel - Universitätsklinikum Erlangen, Klinik für Plastische und Handchirurgie, Erlangen, Deutschland
  • Carolin Hörske - Universitätsklinikum Erlangen, Chirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland
  • Klaus Weber - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemein- und Visceralchirurgie, Erlangen, Deutschland
  • Jonas Göhl - Universitätsklinikum Erlangen, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Erlangen, Deutschland
  • Werner Hohenberger - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemein- und Visceralchirurgie, Erlangen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 20.-23.04.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgch046

doi: 10.3205/10dgch046, urn:nbn:de:0183-10dgch0461

Published: May 17, 2010

© 2010 Merkel et al.
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Text

Einleitung: Im Rahmen einer Kohortenstudie wurden onkologische Ergebnisse, Spätfolgen der Therapie und Lebensqualität (LQ) bei Patienten mit einem Rektumkarzinom mit langer Nachbeobachtungszeit (median 8,8 Jahre) untersucht.

Material und Methoden: Ausgewertet wurden die Daten von 268 Patienten mit einem Rektumkarzinom, die zwischen 1995 und 1997 behandelt wurden. Therapiebedingte Spätfolgen, die eine stationäre Wiederaufnahme >6 Monate nach Tumorresektion erforderten, wurden erfasst. Bei 97 Langzeit-Überlebenden (median 13 J.) wurde die LQ mit den EORTC-Fragebögen QLQ-C30 und QLQ-CR38 erhoben.

Ergebnisse: Das 10-Jahres-Überleben aller Patienten betrug 48,1%. Bei 67 von 219 Patienten (30.6%) wurde nach kurativer Resektion ein Rezidiv beobachtet (7 Spätrezidive >5 J.). Bei 13 Patienten traten sekundäre Malignome auf. 70 von 219 R0-resezierten Patienten (32,0%) hatten entweder ein permanentes Stoma oder behandlungsbedingte Spätfolgen. Anorektale Funktionsstörung und Dünndarmileus wurden signifikant häufiger bei Patienten mit primärer multimodaler Therapie beobachtet (p<0,001 und p=0,049). Beim Vergleich der LQ wurden einzelne Scores von Patienten mit Stoma, bestrahlten Patienten, und Patienten mit Karzinomen im unteren Rektumdrittel signifikant schlechter beurteilt. Insgesamt konnte bei 126 von 219 kurativ resezierten Patienten (57,5%) festgestellt werden, dass sie an einer „chronischen Erkrankung“ leiden.

Schlussfolgerung: Die Behandlung des Rektumkarzinoms ist nach Primärtherapie nicht immer abgeschlossen. Rezidive und/oder Spätfolgen der Therapie treten bei mehr als der Hälfte der Patienten auf. Eine adäquate stadienabhängige Therapie muss im Tumorboard und mit dem Patienten diskutiert werden. Die Erfassung von Spätfolgen und LQ sollte in Behandlungs- und Kohortenstudien integriert werden. Krebsvorsorge und Früherkennung können sicher am besten unzufriedenstellende Langzeitergebnisse verhindern.