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Einfluss der intraoperativen Lagerung auf die Fragmentrotation bei distaler Radiusfraktur: Eine anatomisch-radiologische Untersuchung
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Für die Versorgung von 23-A2 Frakturen des distalen Radius stehen sowohl interne als auch externe Osteosyntheseverfahren zur Verfügung. Nach der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese erfolgt die palmare Plattenosteosynthese über einen radialen Zugang in einer modifizierten Technik nach Henry. Hierfür wird der Arm mit gestrecktem Ellenbogen in Supination gelagert, reponiert und fixiert. Demgegenüber erfolgt die Reposition und Fixation bei der perkutanen K-Draht-Osteosynthese sowie bei der Anlage eines Fixateur externe nach AO in Pronation mit gebeugtem Ellenbogengelenk. Die vorliegende experimentelle Arbeit untersucht nun den Einfluss der intraoperativen Lagerung (Pronation, Supination, Ellenbogenextension, Ellenbogenflexion) auf die Rotation des distalen artikulärseitigen Fragementes in Relation zum Radiusschaft.
Methodik: Zehn frische humane Armpräparate wurden in einer für die Untersuchung konstruierten Halterung fixiert. Der Unterarm konnte hierbei über einen transmetacarpal eingebrachten Hebel in definierte Rotationsstellungen überführt werden. Vier Metallpins definierter Länge wurden in definierten Abständen im distalen Radius verankert. Entsprechend der transmetacarpalen Achse wurden dann in 0° sowie in 30°, 60° und 90° Pronation und Supination standardisierte Röntgenaufnahmen bei gebeugtem und gestrecktem Ellenbogen angefertigt. Anhand der digitalisierten Röntgenbilder konnte mithilfe einer Winkelfunktion aus der projizierten Länge der Pins die erfolgte Rotation der einzelnen Knochenabschnitte berechnet werden. Nun erfolgte über einen palmaren Zugang eine Osteotomie des distalen Radius im Sinne einer A2.2 Fraktur. Die Fraktur wurde in 0° anatomisch reponiert und der Carpus dann in die Rotationsstellungen überführt und in jeder Stellung geröngt. Die Rotation des distalen Fragmentes in Relation zum Radiusschaft wurde wie zuvor beschrieben berechnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Rotation des intakten Radius bei 30°, 60° und 90° Pronation bzw. Supination (anhand der transmetacarpalen Achse ausgerichtet) betrug im Mittel 16°, 40° und 66° bzw. 15°, 35° und 54°. Die Differenz zwischen der Rotation des distalen und des proximalen Radius nach Simulation einer A2.2 Fraktur betrug in 30°, 60° und 90° Pronation bzw. Supination im Mittel 4,7°, 10,8° und 17,1° bzw. 4,4°, 5,9° und 13,8°. Die Ellenbogenposition zeigte keinen Einfluss auf die Fragmentrotation.
Die Lagerung des Armes zur spezifischen osteosynthetischen Versorgung bei distaler Radiusfraktur führt zu einer Fragmentrotation zwischen Epi- und Diaphyse von bis zu 17°. Diese Rotation kann bei Anlage eines Fixateur externe neutralisiert werden, indem der proximale Radius über die Pins zusätzlich pro- oder supiniert wird. Bei Anlage einer palmaren Platte sollte die Fragmentrotation in Supination berücksichtigt werden. Ob durch einen temporär in den Radiusschaft eingebrachten Hebel und eine vermehrte Supination des Schaftes die anatomische Retention nach Reposition erleichtert werden kann, bleibt zu diskutieren.