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Die intramedulläre Osteosynthese der distalen Radiusfraktur geriatrischer Patienten – 2 Jahresergebnisse mit gipsfreier Nachbehandlung
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Die operative Versorgung dislozierter distaler Radiusfrakturen bei geriatrischen Patienten stellt hohe Anforderungen an die Fixationsstabilität des Implantates um eine frühfunktionelle Nachbehandlung zu gewährleisten. Nach palmarer winkelstabiler Plattenosteosynthese erfolgt in diesem Kollektiv meist eine zusätzliche Ruhigstellung. Ziel der Studie ist es, die Versorgungsqualität der Marknagelosteosynthe distaler Radiusfrakturen in einem geriatrischen Krankengut ohne zusätzliche Immobilisierung zu analysieren.
Methodik: Über einen Zeitraum von 4 Jahren wurden 57 Patienten zwischen 65 und 91 Jahren (mittleres Alter: 75 Jahre) mit distaler Radiusextensionsfraktur (AO 23 A2,A3, C1-3) mit einem winkelstabilen intramedullären Kraftträger (Targon DR®, Aesculap) operativ versorgt und prospektiv erfasst. Alle Patienten wurden gipsfrei nachbehandelt. Die klinischen (Gartland/Werley, SF 36, VAS) und radiologischen Nachuntersuchungsintervalle (RX, pQCT einmalig) betrugen 8 Wochen, 6, 12 und 24 Monate. Die Nachuntersuchungsquote betrug 91%.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Werte werden angegeben als Mittelwert (MW) und Standardfehler (SEM). Die Knochendichtemessung des kontralteralen Radius mit dem pQCt ergab in 89% der Fälle eine manifeste Osteoporose. Alle Frakturen zeigten 8 Wochen postoperativ eine knöcherne Durchbauung. Radiologisch bestand eine mittlere Volarinklination von 1,34°±0,74. Bei 2 Patienten trat eine radiale Verkürzung im Vergleich zur Gegenseite von ≥ 2 mm auf. Die Operationszeit betrug 44,9±1,5 min. In keinem der Fälle kam es zu einem Implantatversagen. Nach 8 Wochen zeigte sich bereits ein nahezu schmerzfreier Bewegungsumfang im Handgelenk im Vergleich zur gesunden Seite von 79,7% (Flexion) bis 99,7% (Pronation) in allen Ebenen (VAS Ruhe 0,1; Bewegung 2,4). Die Handkraft betrug im Mittel 41,5% der Gegenseite. Nach 2 Jahren lagen sowohl der Bewegungsumfang sämtlicher Ebenen als auch die Handkraft jeweils über 90% der Gegenseite. Die Patienten beurteilten die Gebrauchsfähigkeit der Hand als gut bzw. sehr gut. Postoperativ beschrieben 7 Patienten (12,3%) vorübergehend Dysästhesien im Versorgungsgebiet des R. superficialis n. radialis, die jedoch rasch rückläufig waren. Ein Karpaltunnelsyndrom trat bei 2 Patienten (3,5%) auf und wurde erfolgreich konservativ therapiert. Eine Patientin entwickelte ein CRPS I (1,75%). Die gipsfreie Nachbehandlung nach distaler Radiusfraktur und Marknagelosteosynthese in einem geriatrischen Krankengut führt nicht zu einer erhöhten Komplikationsrate. Patienten profitieren von der frühen Mobilität im täglichen Leben.