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Computerassistierte Untersuchungen der azetabulären Eintrittsebene – ein Hilfsmittel zur korrekten Pfannenpositionierung in der Hüftendoprothetik
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Fehlerhafte Pfannenpositionierungen sind hauptverantwortlich für mechanische Komplikationen in der Hüfttotalendoprothetik. Sie verursachen in bis zu 11% postoperative Hüftgelenksluxationen. Die konventionelle Ausrichtung der Pfanne in 45° Abduktion und 10–15° Anteversion orientiert sich an der Beckeneingangsebene des Patienten. Diese wird intraoperativ aufgrund der eingeschränkten Orientierung durch die sterile Abdeckung mit der OP-Tischebene gleichgesetzt. Bisher gibt es keine Aussagen über die Varianz der Patientenlage auf dem OP-Tisch und deren Einflussnahme auf die konventionelle intraoperative Positionierung der Gelenkpfanne.
Methodik: In einer experimentellen Studie wurden von 80 Becken in Rückenlage CT-Datensätze (Ø56 Jahre, Ø173 cm, Ø76 kg, Rückenlage) mithilfe der Software Amira virtuelle 3D-Rekonstruktionen erzeugt und ausgewertet. Hierfür erfolgte zunächst in einem semiautomatischen Prozess die Segmentation der DICOM-Images unter Erzeugung eines dreidimensionalen STL-Bildformats. Mit Hilfe eines Skriptes wurden nach Markierung anatomischer Landmarken die Beckeneingangsebene sowie die azetabulären Eintrittsebenen vollautomatisch definiert. Im nächsten Schritt erfolgte über einen eigens entwickelten Softwarealgorithmus die Bestimmung der Anteversion, Inklination und Rotation der Beckeneingangsebene in Bezug auf die CT-Tischebene. Desweiteren wurden Anteversion und Abduktion der Pfannen sowohl zur CT-Tischebene sowie zur Beckeneingangsebene ermittelt. Die statistische Auswertung erfolgte über SPSS 13. Eine Irrtumswahrscheinlichkeit von p<0,05 wurde als signifikant bezeichnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Datenanalyse zeigt, dass die Lage der Beckeneingangsebene von der CT Tischebene in Anteversion (1,1°±6,6°), Inklination (0,3°±2,5°) und Rotation (0,3°±1,7°) nur geringfügig abweicht. Hinsichtlich der azetabulären Eintrittsebene konnte kein signifikanter Unterschied zwischen Anteversion zur Beckeneingangsebene (23,8±7,1 links, 24,8±6,7 rechts) und zur Tischebene (24,7±6,8 links, 26,1±6,6 rechts) für beide Seiten festgestellt werden (p=0,43 links, p=0,24 rechts). Gleiches gilt für die Pfannenabduktion, deren Bestimmung bezüglich Beckeneingangsebene (44,1±4,0 links, 44,6±4,1 rechts) im Vergleich zur Tischebene (44,6±4,3 links, 44,4±4,1 rechts) für beide Seiten kein signifikante Abweichung erbrachte (p=0,44 links, p=0,77 rechts). Im Seitenvergleich traten keine signifikanten Unterschiede in Anteversion und Abduktion der azetabulären Eintrittsebene auf.
In unserer Population bestehen hinsichtlich Patientenlage nur marginale Abweichungen zwischen Beckeneingangsebene und Tischebene. Die Orientierung der Pfanneneingangsebene zur Tischebene ist mit der physiologischen Ausrichtung im Becken dementsprechend zur Beckeneingangsebene gleichzusetzen. Damit stellt die konventionelle intraoperative Orientierung am OP Tisch mit instrumentellen Hilfsmitteln nach wie vor eine geeignete und einfache Technik zur sicheren und korrekten Pfannenpositionierung in der Hüftendoprothetik dar.