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Therapie der heterotopen Ossifikation bei frischem Rückenmarkstrauma – klinisches Outcome nach einmaliger Radiatio
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Die heterotope Ossifikation (HO) stellt eine häufige und ernstzunehmende Komplikation nach Rückenmarkstrauma dar, welche mit einer Inzidenz von 5–50% beschrieben wird. Eine einmalige Hemmbestrahlung mit 7 Gy ist ein etabliertes Verfahren zur Prophylaxe nach einer Hüfttotalendoprothesen-Operation. Ziel der Studie war es, das klinische Outcome nach einmaliger Hemmbestrahlung bei Patienten mit einer heterotopen Ossifikation bei Querschnittgelähmten zu ermitteln.
Methodik: Im Zeitraum von Januar 2006 bis Juli 2009 wurden 75 Patienten mit einer heterotopen Ossifikation in unserer Klinik behandelt. Anhand der definierten Ein- und Ausschlusskriterien wurden 62 Patienten in unsere Studie eingeschlossen. Insgesamt haben 55 Patienten an der Nachuntersuchung teilgenommen. Alle in die Studie eingeschlossenen Patienten erhielten nach frischem Rückenmarkstrauma 14-tägig eine sonographische Kontrolle der Hüftgelenke zur Früherkennung. Mit einem sonographischen Verdacht wurde bei jedem Patienten eine Computertomographie oder Magnetresonanztomographie der jeweiligen Hüftgelenke durchgeführt. Bei Nachweis einer Ossifikation erhielten diese Patienten eine einmalige Hemmbestrahlung mit 7 Gy. In Gruppe A (36 Patienten) wurden die Patienten mit einer Elektrodenspannung von 15 MeV und in Gruppe B (26 Patienten) mit 6 MeV bestrahlt. Alle Patienten wurden anhand eines standardisierten Fragebogens nachuntersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Das durchschnittliche Zeitintervall bis zur Entstehung der Ossifikation betrug 58,2 Tage (14–125 Tage) nach Trauma. Eingeteilt nach der Brooker-Klassifikation zeigte sich in 69,4% der Fälle ein Grad I, in 27,4% ein Grad II und in 3,2% ein Grad III. Eine Ankylose (Grad IV) fand sich bei keinem Patienten. Die durchschnittliche Follow-Up-Zeit betrug 30,6 Monaten (6–78 Monate), 31 Patienten der Gruppe A (56%) und 24 Patienten (44%) der Gruppe B. Zusammengefasst trat bei keinem der Patienten sowohl in Gruppe A als auch in Gruppe B eine klinisch relevante Nebenwirkung nach einmaliger Hemmbestrahlung auf. In Gruppe A kam es in einem Fall (3,2%) und in Gruppe B in 3 Fällen (12,5%) zu einem HO-Rezidiv. Diese Patienten erhielten eine erneute Radiatio mit 7 Gy und 15 MeV und waren anschließend beschwerdefrei.
Die einmalige Hemmbestrahlung mit 7 Gy stellt in der Therapie von heterotopen Ossifikationen ein effektives Verfahren dar. Eine höhere Elektrodenspannung verbessert die Effektivität der Bestrahlung und das klinische Outcome. Weitere Studien sind allerdings erforderlich, um diese Theorie zu bestätigen. Entscheidend für das Outcome ist die frühzeitige Erkennung und die einmalige Radiatio der heterotopen Ossifikation.