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Welchen Einfluss haben Begleitverletzungen bei proximalen bikondylären Tibiafrakturen (AO Typ C) auf Behandlung und Outcome?
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Proximale Tibiafrakturen treten häufig mit anderen versorgungspflichtigen Verletzungen auf. Den derzeit gängigen Studien liegen Patienten mit und ohne Begleitverletzungen als Gesamtkollektiv zugrunde. Unsere Frage ist: Welchen Einfluss haben Begleitverletzungen auf Behandlung und das klinische Outcome?
Methodik: Zwischen 01.01.2007 und 31.12.2009 wurden proximale Tibiafrakturen in unserer Klinik konsekutiv erfasst. Die Fragestellung schloss ausschließlich Frakturen der AO-Klassifikation C1 bis C3 (Röntgen / CT) ein, welche definitiv mittels offener Reposition und Plattenosteosynthese versorgt wurden. Es erfolgte zudem die Dokumentation von Begleitverletzungen, Unfallhergang, Anzahl und Strategie der Operationen, ver-letzungsspezifische versus postoperative Komplikationen und der Dauer des stationären Aufenthaltes. Die Nachuntersuchung anhand Lysholm- und WOMAC-Score sowie Tegner-Aktivitäts-Index wurde ein Jahr postoperativ durchgeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Eingeschlossen wurden insgesamt 84 Patienten mit 85 proximalen Tibia-C-Verletzungen, davon vier C-1-, 15 C-2- und 66 C-3-Frakturen. In 57 Fällen lag eine Monoverletzung (M) vor, 27 Patienten hatten Kombinationsverletzungen (K) mit wei-teren Frakturen.
Das Durchschnittsalter lag bei 51,2 (M) und 55,4 (K) Jahren, das Geschlechterverhältnis bei 36M/21W (M) gegenüber 15M/12W (K). In 39 Fällen handelte es sich um Freizeitunfälle, 27 Verkehrsunfälle, 11 Arbeitsunfälle und in 7 Fällen um Unfälle im häuslichen Umfeld.
Insgesamt waren durchschnittlich 2,32 (M) vs. 2,34 (K) Operationen notwendig. Die osteosynthetische Versorgung fand bei 46% (M) vs 50% (K) einzeitig statt, daraus ergibt sich eine mehrzeitige Versorgung der restlichen Patienten. Verwendung von Fremd- und/oder Eigenknochen bzw. Knochenersatzmaterialien war in 49,1% (M) vs 42,8% (K) der Fälle erforderlich.
Verletzungsspezifische Probleme wie Kompartmentsyndrom oder Gefäß-Nervenverletzung zeigten sich bei 31,6% (M) vs 25% (K), wohingegen postoperative Komplikationen bei 28% (M) vs 33,3% (K) auftraten. Der durchschnittliche stationäre Aufenthalt betrug 24 (M) vs. 45 (K) Tage. Bis Ende 09 konnten 54% der Patienten nachuntersucht werden. Das durchschnittliche Follow up betrug 15 Monate. Der Lysholm-Score war bei 66,61 (M) vs. 56,75 (K), der Tegner-Aktivitäts-Index bei 4 (M) vs. 1,41 (K), der WOMAC A bei 90,2 (M) vs. 68,6 (K), der WOMAC B bei 77,6 (M) vs. 65 (K) und der WOMAC C bei 88,2 (M) vs. 72,9 (K).
Beide Gruppen zeigten sich in der durchgeführten Untersuchung hinsichtlich AO-Subklassifikation, Komplikationsraten und Behandlungsdaten annähernd identisch. Dahingegen besteht ein großer Unterschied in den einzelnen spezifischen Kniegelenk-Scores ein Jahr nach Unfall. Unsere Daten zeigen, dass Begleitverletzungen anderer Körperregionen einen wesentlich größeren Einfluss auf Schmerz, Stabilität und Aktivität des Kniegelenkes / Patienten ein Jahr nach Unfall haben als allgemein angenommen wird.