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Postoperatives Schmerzmanagement in der Traumatologie, Anästhesie und Chirurgie – ein gemeinsamer (steiniger) Weg zur Schmerzfreiheit
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Ist mit Hilfe der elektronischen Schmerzerfassung und interdisziplinärer Schmerztherapie eine Reduktion des subjektiven Schmerzempfindens chirurgischer Patienten zu erreichen?
Methodik: Im Zeitraum vom 01.07.2006 bis zum 31.12.2008 wurden in unserer maximal-versorgenden Klinik die mehrmals täglich erfragten Schmerzangaben der stationären Patienten durch das Pflegepersonal in der elektronischen Krankenakte erfasst und die Schmerzprotokolle von 8.772 Fällen ausgewertet. Die Nummerische Ratingskala (NRS) wurde als Bezugsgröße der Schmerzangaben verwendet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass im Zeitraum vom 01.07.2006 bis zum 31.12.2008 in den zwei Abteilungen der aseptischen Unfallchirurgie (UC) 16.483 bzw. 26.860 Schmerzprotokolle angelegt wurden. Dies entspricht einer täglichen Erfassung der Schmerzangaben von 0,56 und 0,95 pro Behandlungstag. In der Abteilung der Septischen und Rekonstruktiven Chirurgie ((SRUC) wurden 45.518 Schmerzprotokollen angelegt (Erfassung 1,41/Tag) und in der Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie (AC) 50.481 Protokolle (2,04/Tag). Die mittlere Schmerzangabe in der UC mit 3,80 und 3,54 deutlich höher als in der SRUC (2,76) und in der AC (2,85 auf der NRS). Das subjektive Schmerzempfinden ist in der UC von 2006/2007 zu 2008 klinisch und statistisch bedeutsam gesunken.
Das mittlere subjektive Schmerzempfinden bei der Untergruppe „Plattenosteosynthese“ war 3,54, bei der Untergruppe „Arthroskopie“ 3,42 und bei der Untergruppe „Endoprothese“ 4,29. Der Unterschied ist signifikant (p<0,0005) zwischen der Endoprothesen und der Plattenosteosynthese oder der Arthroskopie.
Postoperative Schmerzen gehören mit 50–85% zu den häufigsten im klinischen Alltag auftretenden Akutschmerzen, die 30–50 % aller Patienten betreffen und führen zum Anstieg postoperativer Komplikationen. Nach der Einführung eines anästhesiologisch geleiteten Schmerzdienstes am OP-Tag und Fortführung der Schmerztherapie durch die unfallchirurgischen Stationsärzte nach den stationstypischen Schemata, fortlaufender Schulung des medizinischen Personals und Leitlinienerarbeitung konnte im Betrachtungszeitraum die Zielsetzung einer dreimaligen täglichen Schmerzerfassung nicht erreicht werden und das Bestreben von NRS-Werten zwischen 0 bis 3 bei 60 Prozent der Patienten konnte nur auf der AC und der SRUC erreicht werden. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Die ärztlichen und pflegerischen Handlungsvorgaben, eine regelmäßige Schmerzfassung sowie klare Behandlungsleitlinien, die an der Schmerzintensität orientiert sind, tragen zu einer Verbesserung der Behandlung postoperativer Schmerzen bei. Dabei bedarf es einer Kommunikation zwischen Patienten, Ärzten und Pflegekräften.