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Verletzungen der Hand durch Wühlmausschussapparate
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Wühlmausschussapparate werden zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Geladen mit einer 9mm Kartusche werden sie in den Wühlmausgang eingebracht, über einen Zündmechanismus wird der Schussapparat durch die Wühlmaus ausgelöst, welche durch den austretenden Gasstrahl getötet wird. Verletzungen durch diesen Gasstrahl treten in zunehmender Häufung auf, wissenschaftliche Untersuchungen der Verletzungen durch diese Schussgeräte fehlen bisher.
Methodik: Retrospektiv wird das funktionelle Ergebnis nach Handverletzungen durch Wühlmausschussapparate untersucht. Der Unfallmechanismus wird deskriptiv beschrieben. Die statische Muskelkraft wird mit dem Jamar-Dynamometer sowie mit dem Pinchmeter (Pinzettengriff, Schlüsselgriff, Dreipunktgriff) ermittelt. Die subjektive Einschätzung der Funktionseinschränkungen wird mit dem DASH-Fragebogen ermittelt. Anhand einer numerischen Skala wird die subjektive Zufriedenheit mit der Funktion und der Ästhetik der Hand bewertet. Die sozioökonomischen Auswirkungen der Verletzung werden anhand der Arbeitsunfähigkeitsteiträume bemessen. Die statistische Bewertung der Kraftdifferenzen (verletzte vs. unverletzte Hand) erfolgt mit dem Student's-T-Test.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Von 2004-2007 wurden 34 Patienten nach Handverletzungen durch diese ungewöhnlichen Schussapparate behandelt. 31 Patienten waren männlich, das Durchschnittsalter lag bei 54,2 Jahren (Spannweite 29–84 Jahre). Alle Patienten wurden in die Studie eingeschlossen und durchschnittlich 16,8 Monate nach dem Unfall nachuntersucht. Die unfallbedingte Arbeitsunfähigkeit lag im Durchschnitt bei 5,4 Wochen (Spannweite 1 Woche–16 Wochen). In den meisten Fällen war die rechte dominante Hand betroffen (n=20; rechts nicht-dominant n=1; links dominant n=3; links nicht-dominant n=10). Die Verletzungslokalisation war in absteigender Reihenfolge: Zeigefinger (n=20), Handfläche (n=7), Mittelfinger (n=5), Daumen (n=2). Primäre Amputationen wurden in 14 Fällen vorgenommen. Es zeigten sich hochsignifikante Einschränkungen der statischen Muskelkraft der betroffenen Hand in allen geprüften Griffarten. Neurosensorische Beschwerden wie Kälteintoleranz, Hypersensitivität oder Parästhesien wurden von 19 Patienten angegeben. Der durchschnittliche DASH-Score lag bei 17 Punkten.
Die Analyse der Unfallmechanismen ergab in allen Fällen eine Fehlbedienung des Schussapparates durch den Benutzer als unfallursächlich. Hinsichtlich der Unfallprävention wurden regulative und technische Veränderungen des Schussapparates veranlasst, um diese Fehlbedienungen und die daraus resultierenden Verletzungen zukünftig zu verhindern.