Article
Minimal-invasive Methoden zur langstreckigen dorsalen Wirbelsäulenstabilisierung – Eine Alternative mit Zukunft?
Search Medline for
Authors
Published: | October 21, 2010 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Dorsale Spondylodesen mit Fixateur-Interne-Systemen stellen ein standardisiertes Verfahren zur Stabilisierung von Wirbelsäuleninstabilitäten dar. Seit kurzem stehen perkutane Systeme zur minimalinvasiven Implantation zur Verfügung. Durch ein geringeres Weichteiltrauma soll eine schnellere Rehabilitation möglich sein. Wir berichten über eine minimal-invasive dorsale Stabilisierung über 9 Etagen bei einer Patientin mit einer Mehretagen-Spondylodiszitis und MRSA.
Methodik: Eine 52- jährige Patientin in schlechtem Allgemeinzustand wurde in unsere Klinik mit starken Rückenschmerzen ohne Traumaereignis nach stattgehabter Injektionstherapie bei chronischem LWS-Syndrom zuverlegt. Bei der klinischen Untersuchung fiel ein Klopfschmerz über der gesamten Wirbelsäule und eine Bewegungseinschränkung der LWS auf. Laborchemisch waren erhöhte Entzündungsparameter feststellbar. Bei nativradiologischem V.a. Spondylodiszitis wurde eine Computertomographie (CT) mit Abszessnachweis im Bereich BWK 9/10 und LWK1/2 und eine CT gesteuerte Punktion mit Nachweis eines Staph. aureus durchgeführt. Zusätzlich wurde eine Magnetresonanztomographie und eine neurologische Untersuchung durchgeführt, welche ein beginnendes sensomotorisches Defizit bestätigte. Nebenbefundlich bestand bei der Patientin eine geringgradige Skoliose. Bei dem schlechten Allgemeinzustand, sowie die bestehende Instabilität entschieden wir uns für eine sofortige minimalinvasive langstreckige dorsale Stabilisierung von BWK 7 auf LWK4 mit Längsträger von 32 cm und eine kurzstreckig offene Laminektomie sowie Abszessentlastung. Mit einer sofortigen i.v. antibiotische Therapie mit Cefazolin wurde begonnen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der intraoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos, die Operationsdauer betrug 225 Minuten und der Blutverlust war mit 125ml gering. Postoperativ kam die Patientin auf unsere Intensivstation, wo sie im Verlauf eine schwerwiegende MRSA Pneumonie entwickelte. Der Heilverlauf und der stationäre Aufenthalt waren hierdurch deutlich verlängert. Nach 72 Tagen konnte die Patientin jedoch in die Anschlussheilbehandlung zur Rehabilitation verlegt werden. Die antibiotische Behandlung wurde für 4 Monate postoperativ fortgeführt. Zwölf Monate postoperativ war die Patientin bei einer rückläufigen neurologischen Symptomatik beschwerdefrei und voll belastbar. Die nativradiologischen und computertomographischen Kontrollen im Verlauf zeigten eine abgeheilte Spondylodiszitis ohne Materiallockerung. Die neuen perkutanen Methoden zur dorsalen Stabilisierung stellen eine alternative Behandlungsmethode auch für langstreckige Spondylodesen dar. Die minimal-invasive Versorgung birgt ein geringeres Operationstrauma mit einer schnelleren Mobilisation und Rehabilitation bei geringem intraoperativen Blutverlust. Vor allem bei Patienten in reduziertem Allgemeinzustand mit komplikationsreichen Verlauf wie im oben beschriebenen Fallbeispiel kann dies nicht nur den stationären Aufenthalt verkürzen sondern für die Gesamtprognose relevant sein.