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Temporäre Epiphyseodesen zur Korrektur von Achsfehlstellungen – Ein Vergleich von Blount’schen Klammern und der eight-plate®
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Temporäre Epiphyseodesen zur Wachstumslenkung wurden seit 1949 in der Technik nach Blount durchgeführt. Seit einigen Jahren steht mit der eight-plate® (Orthofix, Verona, Italien) ein neues Implantat zur Korrektur von Achsfehlstellungen zur Verfügung. Dieser Vergleich versucht, die Vor- und Nachteile der Verfahren aufzuzeigen, um eine Implantatwahl einfacher zu machen.
Methodik: Zwischen 1980 und 2006 wurde an 76 Patienten (21xVarus, 55xValgus; ♀ =28, ♂ =48) eine temporäre Epiphyseodese nach Blount durchgeführt. Vergleichend wurden in den letzten vier Jahren 77 Patienten (17xVarus, 60xValgus; ♀ =32, ♂ =45) mittels eight-plate® operativ versorgt. Das Korrekturergebnis der Achsfehlstellungen wurde anhand der Abweichung von der Mikulicz-Linie erfasst. Ein Therapieerfolg lag definitionsgemäß bei einer Abweichung <1 cm vor. Ferner wurden Operationszeit, Durchleuchtungszeit, Krankenhausaufenthalt und Komplikationen verglichen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In der Blount-Gruppe lag das Durchschnittsalter bei 12,5 Jahren (♂ Ø 13,2 J; ♀ Ø 11,3 J). Die Aufenthaltsdauer betrug für die Implantation 17,97 Tage sowie 13,34 Tage für die Explantation. Die OP-Dauer belief sich auf 81,12 min (Impl.) sowie 69,48 min (Expl.). Die Durchleuchtungszeit summierte sich auf 2,07 min (Impl.) und 0,22 min (Expl.). Die Abweichung von der Miculicz-Linie war präoperativ für Genua vara 2,24 cm und für Genua valga 2,41 cm. Bei Therapieende ergaben sich für die Varus-Gruppe 1,20 cm und für die Valgus-Gruppe 1,05 cm. Die Therapieerfolgsquote lag bei 72,05%. Im eight-plate®-Kollektiv lag das Durchschnittsalter bei 11,7 Jahren (♂ Ø 12,1 J, ♀ Ø 11,0 J). Der Krankenhausaufenthalt betrug bei Implantation 5,31 Tage und bei Explantation 3,46 Tage. Die OP-Dauer belief sich auf 34,97 min (Impl.) und 24,99 min (Expl.). Die Durchleuchtungszeiten waren 1,28 min (Impl.) und 0,19 min (Expl.). Präoperativ wich das Kniegelenkszentrum bei Genua vara 3,44 cm und bei Genua valga 2,38 cm von der Mikuliczlinie ab. Bei Therapieende ergaben sich für die Varus-Gruppe 0,96cm und für die Valgus-Gruppe 0,59 cm. Die Therapieerfolgsquote betrug 81,13%.
Beim Klammerverfahren fand sich eine Lockerungsrate von 6,5%. Annähernd alle Patienten wurden nach Im- sowie Explantation mit Hilfe von Unterarmgehstützen mobilisiert. In der zweiten Gruppe zeigten 5,2% der Patienten eine Lockerung. Unterarmgehstützen wurden deutlich seltener benötigt.
Sowohl die Blount’schen Klammern, als auch die eight-plate® stellen effiziente Verfahren zur Korrektur von Achsfehlstellungen der unteren Extremität im Wachstumsalter dar. Die Klammerung weist eine längere OP-Dauer, vor allem bei Explantation, eine längere Durchleuchtungszeit sowie eine eingeschränkte postoperative Mobilität auf. Allerdings ist die Klammer das deutlich günstigere Implantat. Der Therapieerfolg, das Korrekturpotential, die kürzere Durchleuchtungs- und Operationszeit sowie die einfachere Mobilisierung unterstützen die Verwendung der eight-plate®. Beide Verfahren haben bei standardisierter Anwendung ihren Stellenwert.