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Auswirkungen eines wissensbasierten Auswahlverfahrens auf Erfolgsrate und Dropout-Häufigkeiten im Diplomstudium Humanmedizin
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Published: | August 5, 2010 |
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Fragestellung: Im Gefolge eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) 2005 dürfen in Österreich seither bei Medizinstudien kapazitätsorientierte Platzbeschränkungen vorgenommen werden. An der Medizinischen Universität Graz (MUG) wird ein wissensbasierter Test über das Vorwissen in Biologie, Chemie, Mathematik und Physik sowie naturwissenschaftliches Textverständnis durchgeführt. Anhand der Studienkarrieren von 3204 Studierenden wurden die Auswirkungen der Einführung des Auswahlverfahrens analysiert.
Methoden: Zentrale Untersuchungsvariable war die Zeitdauer vom Beginn des Studiums bis zu einem terminierenden Ereignis (entweder Studienabschluss oder Dropout). Die statistischen Analysen wurden mit Methoden der Überlebensanalyse (Kaplan-Meier-Analyse, Cox-Regression) durchgeführt. Alter, Geschlecht und Nationalität der Studierenden wurden als zusätzliche Kovariable getestet.
Ergebnisse: Die Studienerfolgsraten stiegen nach Einführung des Auswahlverfahrens dramatisch an: Hatten vorher von den Studienbeginnern jedes Jahres nur etwa 20% den ersten Studienabschnitt in den vorgesehenen zwei Semestern geschafft, liegt diese Rate nunmehr bei etwa 80%. Die Dropoutraten dagegen gingen seit Einführung des Auswahlverfahrens drastisch zurück. Alter, Geschlecht und Nationalität haben unterschiedliche Auswirkungen.
Schlussfolgerungen: Die durch das EuGH-Urteil 2005 endlich veranlasste Ermöglichung eines leistungsorientierten Auswahlverfahrens für Medizin führte gegenüber der früheren Gesetzeslage (Stichwort Freier Hochschulzugang für alle Studien) zu einer außerordentlich starken Verbesserung der Gesamtstudiensituation im Medizinstudium.