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94th Annual Meeting of the Southwest German Association of Otorhinolaryngologists

17. - 18.09.2010, Eltville im Rheingau

Der Glyzeroltest – eine retrospektive Studie

Meeting Abstract

Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 94. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Eltville im Rheingau, 17.-18.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10hnosw02

doi: 10.3205/10hnosw02, urn:nbn:de:0183-10hnosw021

Published: August 2, 2010

© 2010 Basel et al.
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Text

Hintergrund: Das Ziel dieser retrospektiven Studie war es, den tonaudiometrisch nachweisbaren Effekt des Glyzeroltests zur Diagnose eines endolymphatischen Hydrops anhand eines großen Patientenkollektives näher zu bestimmen. Der Test ist weder hinsichtlich der methodischen Vorgehensweise noch bezüglich der Bewertung der Ergebnisse hinreichend standardisiert, sodass es sinnvoll erscheint, Optionen für eine Standardisierung auszuloten.

Methoden: Es lagen die Ergebnisse von 347 Patienten (356 Ohren) mit Verdacht auf endolymphatischen Hydrops bei Ménièreschem Symptomenkomplex vor. Den Patienten wurde nüchtern eine 85-prozentige Glyzerollösung peroral verabreicht (1,2 ml/kg Körpergewicht). Das Reintonaudiogramm wurde sowohl vor als auch stündlich bis zu vier Stunden nach Glyzerolgabe gemessen. Die Messungen wurden von jeweils derselben Audiometristin durchgeführt, um eine hohe Ergebniskonsistenz zu gewährleisten. Zur Signifikanzbewertung von Audiogrammveränderungen wurde ein neuartiger multinomialer Test [1] herangezogen.

Ergebnisse: Signifikante Audiogrammveränderungen nach den Kriterien von Klockhoff [2] wurden für 86 von 356 Fällen (24,16%) festgestellt, nach den neutralen statistischen Kriterien [1] waren es 127 von 356 Fällen (35,67%). Die Hörschwellenverbesserung erreichte ihr Maximum vier Stunden nach Glyzerolaufnahme. Bei dem gesamten Patientenkollektiv lag die durchschnittliche Ausgangshörschwelle zwischen 40 und 55 dB. Die größten Veränderungen waren im Frequenzbereich zwischen 125 Hz und 1500 Hz zu verzeichnen.

Schlussfolgerung: Die höchste Aussagefähigkeit des Glyzeroltests ist bei Patienten zu erwarten, bei denen im Reintonaudiogramm zwischen 125 Hz und 1500 Hz ein Hörverlust zwischen 40 und 55 dB vorliegt. Zumindest für diese Patientengruppe scheint der Test ein hohes Potential für die Objektivierung und Quantifizierung des endolymphatischen Hydrops zu haben, so dass vermehrte Anstrengungen hinsichtlich einer Standardisierung lohnenswert erscheinen.


Literatur

1.
Schlauch RS, Carney E. A multinomial model for identifying significant pure-tone threshold shifts. J Speech Lang Hear Res. 2007;50(6):1391-403.
2.
Klockhoff I. Glycerol test—some remarks after 15 years experience. In: Vosteen KH, Schuknecht H, Pfaltz CR, Wersäll J, Kimura RS, Morgenstern C, Juhn SK (eds) Meniere's disease: pathogenesis, diagnosis and treatment. New York: Thieme-Stratton Inc; 1981. pp 148–151.