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Längenvariable Titanimplantate für das Mittelohr – Ist der Mehraufwand sinnvoll?
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Published: | August 2, 2010 |
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Hintergrund: Titanprothesen haben sich in der Mittelohrchirurgie seit der Einführung von Stupp [1] bewährt. Zunehmend sind längenvariable Titanimplantate, z.T. mit einem Sizersystem, erhältlich, die eine intraoperative Distanzmessung und eine korrekte Längenadaptation der Prothesen an die jeweiligen Mittelohrverhältnisse erlauben.
Untersuchungen der Mittelohrmechanik belegen, dass die Länge einer Prothese bei der Ossikelrekonstruktion einen wesentlichen Einfluss auf die Vorspannung und damit auf die Ankopplung bzw. das spätere Hörresultat hat [2].
Fragestellung: Sind die beiden zusätzlichen Operationsschritte der Distanzmessung und der intraoperativen Herstellung einer in der Länge variablen Prothese von Nutzen oder ist eine alleinige Schätzung der Prothesenlänge durch den Operateur mit Verwendung einer preiswerteren Titanprothese fixer Länge ausreichend bzw. hinlänglich exakt?
Methoden: Im Zeitraum von 8 Monaten wurde bei 100 aufeinanderfolgenden Tympanoplastikoperationen mit Ossikelrekonstruktion zuerst eine Längenschätzung der einzusetzenden Titanprothese vorgenommen. Es erfolgte die Gegenkontrolle dieses Wertes durch Verwendung eines Sizers (TTP VARIAC-System, Fa. Kurz Medizintechnik, Dusslingen).
Ergebnisse: Bei 39 Partial- und 61 Total-Prothesen wurde die Sizerlänge in 33% bzw. 25% der Fälle mit einer Varianz von 0,25–0,75mm falsch eingeschätzt, wobei bis auf Einzelfälle eine zu kurze Prothese gewählt worden wäre. Mit 77% bzw. 87% der Fälle trat diese Fehlschätzung vor allem bei Revisionseingriffen (nach bis zu 4x Voroperation) auf.
Schlussfolgerung: Eine intraoperative Bestimmung der Prothesenlänge ist nach diesen Ergebnissen vor allem bei Revisionseingriffen unerlässlich. Die durch Voroperation/-en veränderten Mittelohrverhältnisse führen auch bei erfahrenen Operateuren zu z.T. erheblichen Fehlschätzungen der Distanzen im Mittelohr. Das geteste System erhöht die Chance auf eine gute Schallübertragung und trägt zur Einsparung von Kosten bei. Es sollte daher auch bei Primäroperationen besonders bei nicht so routinierten Operateuren zum Einsatz kommen.