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1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen

Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS

19.05. - 20.05.2010, Erlangen

1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen 2010

Editorial

  • Martin Sedlmayr - Universität Erlangen, Nürnberg
  • Alexander Pflaum - Zentrum für Intelligente Objekte ZIO, Fraunhofer IIS, Fürth
  • Christian Weigand - Fraunhofer IIS, Erlangen
  • Torsten Eymann - Universität Bayreuth
  • corresponding author Thomas Wittenberg - Fraunhofer IIS, Erlangen

1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen. Erlangen, 19.-20.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc10iis01

doi: 10.3205/10iis01, urn:nbn:de:0183-10iis012

Published: July 4, 2011

© 2011 Sedlmayr et al.
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Einleitung

Es ist aktuell unbestreitbar, dass im deutschen Gesundheitswesen moderne Technologien wie automatische Identifikationssysteme (AutoID-Systeme) oder mobile intelligente Systeme zur Zustandserfassung von Patienten im klinischen, ambulanten oder häuslichen Umfeld ein sehr hohes Potenzial besitzen, durch ihre Ubiquität notwendige Optimierungen in der Informations- und Objektlogistik sowie bei Arbeitsabläufen zu unterstützen. Trotz vielfältig publizierter Leuchtturmprojekte [1], [2], [3], [4] steht der große Durchbruch solcher Systeme jedoch noch aus. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Zum Einen fehlen geeignete Anwendungsbeispiele, welche das Potenzial einer Lösung veranschaulichen. Zum Anderen funktionieren Beispielanwendungen nur in eingeschränkten Szenarien („it works for me“), lassen sich aber kaum oder nur mit großem Aufwand auf andere Einrichtungen oder Anwendungen übertragen.

Weitere Hemmschwellen für die flächendeckende Einführung solcher Technologien im Gesundheitswesen sind auch fehlende Vergütungsmodelle, um die Technologien und die damit verbundenen Dienstleistungen abrechnen zu können. Zuletzt sind auch menschliche Gründe bei der Akzeptanz neuer Technologien zu erwähnen, weil den potenziellen Nutzern wie den Ärzten, Pflegekräften, Servicetechnikern oder auch privaten Nutzern immer wieder weitere, neue Systeme angeboten werden, ohne dass die Möglichkeiten der schon vorhandenen ubiquitären Systeme zur Unterstützung und Automatisierung genutzt werden.


Kooperationsforum 2010

Um gleichermaßen die Potenziale als auch die aktuellen Hemmschwellen für die Anwendung von Technologien wie „Mobile Computing“ und „Ubiquitous Computing“ sowie verwandte Themen wie AutoID-Systeme, RFID, „Ambient Assisted Living“ (AAL) , „Pervasive Computing“, oder „Wearable Computing“ im Gesundheitswesen zu diskutieren, veranstalteten die Cluster Logistik und Medizintechnik von Bayern Innovativ, das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS, die Universitäten Erlangen-Nürnberg und Bayreuth gemeinsam mit der Arbeitsgruppe „Mobiles Computing in der Medizin (MoCoMed)“ der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik und Epidemiologie (GMDS) am 19. und 20. Mai 2010 das erste Kooperationsforum „Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen“ in Erlangen.

Das Programm richtete sich an Interessenten und Stellvertretern aus öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen, Anwendung und Industrie sowie Krankenhäusern und Dienstleistern im Gesundheitswesen und diente dem intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausch. Die über 80 Teilnehmer erhielten im Rahmen des Workshops einen aktuellen und breiten Überblick über die technischen Möglichkeiten und Anwendungen sowie über Aspekte der Benutzbarkeit, Akzeptanz und Optimierungspotenzial intelligenter Objekte und mobiler Informationssysteme im Gesundheitswesen.


Themen und Beiträge

Die Beiträge dieses Kooperationsforums konzentrierten sich auf die Bereiche

  • Anwendungen von RFID & Smart Objects,
  • Innovative Dienstleistungen,
  • Anwendungen in mobile Computing & Home-Care, und
  • Patientenpfade & Patientendaten.

Die in diesen „eProceedings“ nachträglich zusammengefassten Beiträge basieren auf den Kurzfassungen, die von den Autoren und Referenten auf dem Workshop „1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen 2010“ präsentiert wurden.

Im Kontext Innovativer Dienstleistungen greift die Arbeit von Kirmaier: „Zentrale Materialversorgung in Krankenhäusern durch trägerübergreifende Logistikzentren“ die Möglichkeiten auf, für mehrere Krankenhäuser und Klinken eine gemeinsame und zentral organisierte Lagerhaltung, Transport, Entsorgung und Einkauf durch regionale Logistikzentren zu organisieren und geht auf die Potenziale ein, wie mit Hilfe von Barcodes und Informationstechnologie komplexe Abläufe gesteuert und optimiert werden können [5]. Der Beitrag von Händel & Schmitt-Rüth: „Wo Sicherheit auf Gesundheit trifft – Mit Technologieeinsatz zur Gesundheitsregion“ [6] adressiert die technischen Möglichkeiten, gesundheitsbewusste und mobile Menschen bei einer Überwachung gesundheitsrelevanter Vitalparametern zu unterstützen, kombiniert mit dem Potenzial aus diesen Parametern kritische und lebensbedrohende Situationen abzuleiten und entsprechend reagieren zu können.

Im Bereich Anwendungen in Mobile Computing & Home-Care beschreibt die Arbeit von Tantinger et al.: „Automatische Erkennung und Klassifikation von Körperhaltungen und Aktivitäten“ [7] eine Technologie, bei der mit Hilfe von an der Hüfte getragenen Beschleunigungssensoren kontinuierlich Bewegungsdaten aufgezeichnet werden, die sich mit Hilfe von Machine-Learning Ansätzen auswerten lassen. Damit lassen sich unterschiedliche Bewegungen (Gehen, Joggen, Aufstehen, Hinsetzen) und Zustände (Stehen, Sitzen, Beugen, Liegen) des täglichen Lebens erkennen und klassifizieren. Ein Konzept zur Erfassung von Befindlichkeiten, z.B. im Zusammenhang von Schmerztherapien von Patienten in häuslichen Umfeld mittels einer RFID/NFC-Transponder Technologie wird in dem Beitrag von Schmid et al.: „Smart RFID Tag mit Linearskalenfunktionalität für Befindlichkeitsabfragen im Rahmen von Patienten-Heimmonitoring und AAL-Anwendungen“ [8] beschreiben. Der Beitrag von Lautenbach [9]: „SensFloor – Unterstützung und Sicherheit zu Hause und in der Pflege“ beschreibt eine in den Teppichboden integrierbare Technologie von Drucksensoren zur flächendeckenden Erfassung von Aktivitäten im häuslichen Umfeld, die mit Hilfe von personenbezogenen Profilen ausgewertet werden können und zur potenziellen Erkennung bekannter und unbekannter (z.B. Stürze) Bewegungsmuster beiträgt. Die Arbeit von Rulsch et al.: „Der Fitnessbegleiter – Ein persönliches Trainings-Assistenzsystem für Senioren“ [10] widmet sich einem tragbaren Endgerät, mit dessen Hilfe ältere Menschen mit leichten kognitiven Einschränkungen bei der Ausführung und Überwachung eines persönlichen Trainingsplans unterstützt werden, in dem ein personalisierter Übungsplan mittels Bewegungsdaten aus in Kleidung eingewebter Beschleunigungssensoren erfasst und abgeglichen wird.

Im Kontext des Themenkomplexes Patientenpfade & Patientendaten berichtet Höser [11] in dem Beitrag „Ausbreitungsmuster nosokomialer Infektion erkennen“ über die Möglichkeiten, die Verteilung von Infektionen durch Ausbreitungsmuster auf der Basis von Aufzeichnung von Bewegungsprofilen zu korrelieren. Zur Erfassung der Patientenbewegungen werden dabei RFID Technologien vorgeschlagen. Franz et al. [12] berichten in der Arbeit „Austausch von pflegerelevanten Daten zwischen häuslicher Pflege und Gesundheitseinrichtung“ über das eCare Projekt, bei dem medizinische Daten über Smartphones für die Anamnese elektronisch erfasst und mit anderen Daten kombiniert werden. Durch die Möglichkeit gesundheitliche Änderungen interaktiv zu erfassen, werden alle Informationen aktuell gehalten und können von Pflegekräften auf mobilen Geräten abgerufen und angezeigt werden.


Ausblick

Die Integration von Technologien Intelligenter Objekte sowie Mobiler Informationssysteme in klinische Workflows, ambulante Einrichtungen und das häusliche Umfeld bilden eine Herausforderung, der sich die Forscher und Entwickler in Firmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen stellen müssen. Nur wenn es gelingt, solche Systeme auf der einen Seite hinreichend robust und auf der anderen Seite deren Benutzung möglichst ergonomisch und intuitiv zu gestalten, so dass sie auch bei unterschiedlichen äußeren Einwirkungen verlässlich anwendbar werden, kann diese Integration nachhaltig erfolgen. Entsprechend stehen die Themen der Standardisierung, der Interoperabilität sowie des Technologietransfers im Fokus künftiger Forschung und sollen auch beim nächsten Kooperationsforum „Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen 2011“ adressiert werden.


Literatur

1.
Bludau HB, Koop A, Hrsg. Proceedings zum 2. Workshop "Mobiles Computing in der Medizin" im Rahmen der 7. Fachtagung "Praxis der Informationsverarbeitung in Krankenhaus und Versorgungsnetzen", Heidelberg, 11. April 2002. Bonn: Köllen Druck und Verlag; 2002.
2.
Kirn S, Anhalt C, Heine C, Hrsg. Proceedings zum 4. Workshop der GMDS-Projektgruppe Mobiles Computing in der Medizin, Stuttgart, 19.–20. April 2004. Aachen: Shaker Verlag; 2004.
3.
Eymann T, Hampe FJ, Koop A, Niemann C, Hrsg. Proceedings zum 6. Workshop der GMDS-Arbeitsgruppe Mobiles Computing in der Medizin, Frankfurt, 2. Juni 2006. Aachen: Shaker Verlag; 2006.
4.
Eymann T, Leimeister JM, Rashid A, Hrsg. Proceedings zum 9. Workshop der GI- und GMDS-Arbeitsgruppe Mobile Informationstechnologie in der Medizin, Lübeck, 29. September 2009. Aachen: Shaker Verlag; 2010.
5.
Kirmaier N. Zentrale Materialversorgung in Krankenhäusern durch trägerübergreifende Logistikzentren. 1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen 2010. Erlangen, 19.–20.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. DOI: 10.3205/10iis02 External link
6.
Händel G, Schmitt-Rüth S. Wo Sicherheit auf Gesundheit trifft - Mit Technologieeinsatz zur Gesundheitsregion. 1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen 2010. Erlangen, 19.-20.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. DOI: 10.3205/10iis03 External link
7.
Tantinger D, Krassnig G, Weigand C, Wittenberg T, Hofmann C, Struck M. Automatische Erkennung und Klassifikation von Körperhaltungen und Aktivitäten. 1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen 2010. Erlangen, 19.-20.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. DOI: 10.3205/10iis04 External link
8.
Schmid G, Bammer M, Lamedschwandner K, Oberleitner A, Cecil S. Smart RFID Tag mit Linearskalenfunktionalität für Befindlichkeitsabfragen im Rahmen von Patienten-Heimmonitoring und AAL-Anwendungen. 1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen 2010. Erlangen, 19.-20.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. DOI: 10.3205/10iis05 External link
9.
Lauterbach C. SensFloor – Unterstützung und Sicherheit zu Hause und in der Pflege. 1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen 2010. Erlangen, 19.-20.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. DOI: 10.3205/10iis06 External link
10.
Rulsch M, Arzt C, Feilner S, Weigand C, Hofmann C. Der Fitnessbegleiter – Ein persönliches Trainings-Assistenzsystem für Senioren. 1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen 2010. Erlangen, 19.-20.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. DOI: 10.3205/10iis07 External link
11.
Höser C. Ausbreitungsmuster nosokomialer Infektion erkennen. 1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen 2010. Erlangen, 19.-20.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. DOI: 10.3205/10iis08 External link
12.
Franz B, Mayr M, Mayr H. e-Care: Austausch von pflegerelevanten Daten zwischen häuslicher Pflege und Gesundheitseinrichtung. 1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen 2010. Erlangen, 19.-20.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. DOI: 10.3205/10iis09 External link