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172. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

29.01. - 30.01.2010, Bonn

Kanaloplastie beim primären Offenwinkelglaukom – eine erste kritische Betrachtung dieser nicht fistulierenden Glaukomchirurgie am St. Franziskus Hospital, Münster

Meeting Abstract

  • J. M. Koch - Augenabteilung am St. Franziskus Hospital, Münster
  • A. Heiligenhaus - Augenabteilung am St. Franziskus Hospital, Münster
  • S. Taneri - Augenabteilung am St. Franziskus Hospital, Münster
  • C. Heinz - Augenabteilung am St. Franziskus Hospital, Münster

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 172. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Bonn, 29.-30.01.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10rwa03

doi: 10.3205/10rwa03, urn:nbn:de:0183-10rwa034

Published: March 10, 2010

© 2010 Koch et al.
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Hintergrund: Entwickelt aus der tiefen Skleraresektion und der Viskokanalostomie ist die Kanaloplastie in den letzten Jahren als nicht-fistulierender Eingriff neben der fistulierenden Trabekulektomie bei der operativen Behandlung des primären Offenwinkelglaukoms (POG) in die Diskussion getreten. Das Verfahren strebt an, durch dauerhafte Dilatation des ableitenden Kammerwassersystems den natürlichen Abfluss in das episklerale Venensystem wieder herzustellen und damit den Augendruck dauerhaft zu senken.

Methode: Von November 2008 bis September 2009 sind wegen eines POG 20 Augen von 16 Patienten in unserer Klinik mit einer Kanaloplastie versorgt worden. Die OP erfolgte für alle Augen komplikationslos über eine 360 Grad Sondierung des Schlemmschen Kanals mit einem 200 µm im Durchmesser messenden Mikrokatheter (iScience Surgical Corp, Menlo Park, California), eine vollständigen Viskokanalostomie, die Plazierung eines angespannten 10–0 Prolenefadens und einen wasserdichtem Wundverschluss. Die post OP Kontrollen erfolgten am 1. und 3. Tag sowie nach 3 Wochen, 3 und 6 Monaten. Betrachtet wurden der intraokulare Druck (IOD), die benötigten Medikamente zur Drucksenkung sowie mögliche Komplikationen.

Ergebnisse: Der IOD konnte im Mittel von praeoperativ 19,7 mmHg auf 9,6 und 9,3 mmHg am 1. und 3. postoperativen Tag gesenkt werden und stieg in der Folge auf 13,3 mmHg in der 3. Woche und 15,2 und 15,0 im 3. und 6. Monat an. Der praeoperative Medikamentengebrauch konnte von durchschnittlich 2,5 lokalen Therapeutika plus in 6 Fällen zusätzlich systemischen Carboanhydrasehemmer auf postoperativ 0,4 ohne weiter systemische Therapie gesenkt werden. Einzelne in den ersten Tagen an der Spaltlampe erkennbare flache Filterkissen verschwanden in der Folge vollständig. Ein Hyphaema wurde in 14/20 Fällen in der 1. post OP Woche gesehen, in 3 Fällen kam es zu einer umschriebenen, peripheren Descemetabhebung. Wundverschluss bedingte Hornhaut-Astigmatismen wurden in der Regel in den ersten 3–6 Wochen gesehen, sie lösten sich in der Folge nach Fadenresorbtion in allen Fällen komplett auf. Ein Hypotoniesyndrom mit Aderhautamotio wurde in keinem Falle gesehen.

Schlussfolgerung: Die Kanaloplastie erscheint nach unseren ersten Beobachtungen unter kritischer Würdigung der Komplikationen eine Alternative zur fistulierenden Trabekulektomie darzustellen. Selbstverständlich sind längere Nachbeobachtungen notwendig, um den Stellenwert dieses Verfahrens sichern zu können.