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Intraoperative Infektions- und Entzündungsprophylaxe im Rahmen der Kataraktchirurgie. Ist der Aufwand gerechtfertigt?
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Published: | March 10, 2010 |
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Kataraktchirurgen investieren viel Zeit in die kontinuierliche Optimierung von Schnitt-, Phako- und IOL-Technologie. Vergleichsweise unspannend, auch weil schwerer evaluierbar, erscheint dagegen die Beschäftigung mit dem optimalen perioperativen medikamentösen Management. Dessen ungeachtet hat es hier in der Vergangenheit epochale Erfolge gegeben, wie die Einführung von Polyvidonjodid zur präoperativen Antisepsis oder Tetracain und Lidocain für die Tropfanästhesie. Die jüngere Zeit wird beherrscht von der Diskussion um das beste medikamentöse Vorgehen zur weiteren Minimierung des Endophthalmitisrisikos und, weniger ausführlich, der Optimierung der antientzündlichen Therapie. Obwohl als Endohthalmitisprophylaxe schon lange bekannt, hat die Gabe von intrakameralem Cefuroxim durch die große europäische prospektive Studie der ESCRS enorm an Popularität gewonnen. Im Referat wird dargelegt, dass die Ergebnisse auch nach drei Jahren intensiver Diskussion noch Bestand haben und Bedenken wegen suboptimaler Effektivität, Resistenzbildung, Toxizität, Kosten und Probleme der Herstellung („Küchenmedizin“) nicht zwingend sind. Interessant ist der Vergleich mit der lokalen Prophylaxe mit Fluorochinolonen der vierten Generation, die in retrospektiven Untersuchungen eine ähnliche Effektivität zeigten wie Cefuroxim intrakameral. Grundsätzlicher Nachteil einer lokalen Tropftherapie ist die unbestimmte Kooperation der älter werdenden Patienten. Dies gilt umso mehr für die Frage der optimalen Applikation antiphlogistischer Substanzen, da diese wesentlich länger appliziert werden müssen. Hier wurde schon vor Jahren die einmalige parabulbärer Injektion von 40 mg Triamzinolon am Ende der OP vorgeschlagen, diese muss aber nach unserer Erfahrung mit einer niedrig dosierten lokalen Steroidtherapie kombiniert werden um unerwartete späte (sterile) Reizzustände zu vermeiden. Zudem stören typische lokale Nebenwirkungen wie Hyposphagmabildung (häufiger) und steroidbedingte Drucksteigerungen oder Schwächung der orbitalen Septen (selten). Die intrakamerale Gabe von Steroiden könnte in Zukunft Abhilfe schaffen, TMC eignet sich aus verschiedenen Gründen aber nicht so gut. Zusammenfassend lohnt sich die intensivere Beschäftigung mit dem medikamentösen Management der Kataraktchirugie. Besonders die intracamerale Medikamentenapplikation dürfte in Zukunft eine zunehmende Rolle spielen, da mit vergleichsweise überschaubarem Aufwand die Ergebnisqualität signifikant verbessert werden kann.