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Schwere Weichteilinfektionen – gasbildende Myositis: Analyse einer Fallserie von 5 Patienten
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Published: | May 20, 2011 |
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Einleitung: In der vorliegenden Studie haben wir den Verlauf von gasbildenden Myositiden an der unteren Extremität analysiert.
Material und Methoden: In der Zeit von 2005 bis 2009 wurden 5 Patienten (Durchschnittsalter 61,5 Jahre) mit gasbildender Weichteilnfektion der unteren Extremität in unsere Klinik übernommen.
Ergebnisse: Die Lokalbefunde waren denen einer nekrotisierenden Fasziitis (NF) ähnlich. Klinisch und bildmorphologisch waren diese jedoch von NF zu unterscheiden. Bei allen Patienten war im Gegensatz zu NF eine klinisch auffällige Ausbreitung des Befundes vom proximalen Oberschenkel nach distal beschrieben worden. Anders als bei NF fanden sich zudem subfasziale, peri-und intramuskuläre Gaseinschlüsse. Hohe Entzündugswerte (Leukozytenten, CRP) waren stets present. Wundinfektion durch Clostridium perfringens wurde bei keinem der Patienten nachgewiesen. Zwei Patienten entwickelten die Infektion infolge eines Gefäßersatzes und einer Hüft-TEP. Bei zwei anderen Patienten wurden nach Übernahme intrapelvine und intraabdominelle Infektfoki (Abszessbildung bei Anastomoseninsuffizienz nach Rektumresektion, perforierte Sigmadivertikulitis) entdeckt. Bei dem Fall mit perforierter Sigmadivertikulitis wurde die auswärtige MRT-Untersuchung auf die Abbildung der unteren Extremität beschränkt, die eine gasbildende myonekrotische Infektion am Oberschenkel suggerierte. Die Komplettierung der bildgebenden Diagnostik zeigte in beiden letzten Fällen eine Infektausbereitung durch das Foramen ischiadicum majus bzw. Lacuna musculorum zum Oberschenkel. Die Patienten wurden im Durchschnitt drei sanierenden Eingriffen unterzogen. Die intensivmedizinische Behandlung betrug im Mittel 20,3 Tage. 2 Patienten verstarben infolge von Multiorganversagen.
Schlussfolgerung: Bei gasbildenden Weichteilinfektionen am proximalen Oberschenkel muss neben dem Gasbrand auch an eine Pathologie fernab der Extremität gedacht werden. Der Infekt kann sich bei intraabdominellen sowie intrapelvinen Läsionen durch die Foramina sciaticum majus et minus, Foramen obturatum und Lacunae vasorum et musculorum zum Oberschenkel ausbreiten. Frühzeitiges Erkennen und chirurgische Eradikation des Infektfokus sind essentiel, um die Kontrolle über der Situation zu behalten.