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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Dystrophie der Hand nach distaler Radiusfraktur: Klinik, Diagnostik, Therapie

Meeting Abstract

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  • Egmont Scola - Dietrich Bonhoeffer Klinikum, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Neubrandenburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch192

doi: 10.3205/11dgch192, urn:nbn:de:0183-11dgch1926

Published: May 20, 2011

© 2011 Scola.
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Einleitung: Nach Gewebeschäden leiten Entzündungsprozesse die Heilungsvorgänge ein. Persistierende Schmerzen, Schwellungen und livide Hautveränderungen (trotz Physiotherapie) Wochen nach der Verletzung lassen eine Mangelernährung (Dystrophie) des Gewebes vermuten.

Material und Methoden: Bei 21 Patienten (2006 - 2010) mit Dystrophiesyndrom der Hand 8 - 14 Wochen nach distaler Radiusfraktur konnte perfusionsszintigraphisch ein vermehrter Blutdurchfluss der verletzten Hand nachgewiesen werden: Die Durchblutungskurven zeigten eine deutliche Phasenverschiebung (2 bis 12 sec früherer Anstieg) und Amplitudendifferenz (40 bis 80 counts/sec höhere Werte). Die venöse Blutgasanalyse aus der V. cubitalis zeigte dagegen im Vergleich zur unverletzten Seite einen erhöhten Sauerstoffgehalt (20 bis 45 mmHg höhere Werte).

Alle Patienten wurden mit Rheologika, Antiphlogistika, Antioxydantien und Neurotropika sowie Analgetika therapiert. Zusätzlich erfolgte eine intensive Physiotherapie inklusive manueller Lymphdrainage und Ergotherapie. Die stationäre Behandlung dauerte 3 Wochen.

Ergebnisse: Die Endkontrollen der venösen Blutgasanalyse zeigten eine deutliche Besserung der Sauerstoffnutzung (Differenz zur Gegenseite 0 bis 8 mmHg). Auch die klinischen Symptome der Dystrophie waren rückläufig, der Faustschluss und die Funktionsgriffe der Hand waren am Ende der Behandlung uneingeschränkt.

Schlussfolgerung: Ein posttraumatisches Dystrophiesyndrom der Hand nach distaler Radiusfraktur mit szintigraphisch erhötem Blutdurchfluss und vermehrtem venösen Sauerstoffgehalt ist nur mit arterio-venösen Shunts zu erklären. Bei vermindertem peripheren Widerstand (durch Umgehung der Kapillaren über a-v Shunts) wird ein vermehrter Blutdurchfluss erreicht ohne Abgabe des Sauerstoffs in das Gewebe. Die Folge ist eine Gewebehypoxie, die die Symptome der Dystrophie verursacht. Persistiert dieser Zustand, droht dem Gewebe die irreversible Atrophie mit Funktionsverlust (z.B. M. Sudeck). Der therapeutische Ansatz liegt in einer Verbesserung der Mikrozirkulation mittels Rheologika, wobei die venöse Blutgasanalyse einen direkten Parameter zum Behandlungserfolg darstellt. Die Physiotherapie hat neben anderen Medikamenten eine wichtige Bedeutung in der Therapie.