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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Zeitpunkt der restaurativen Proktokolektomie bei therapierefraktärer Colitis ulcerosa aus Sicht des Patienten

Meeting Abstract

  • Philipp-Alexander Neumann - Universitätsklinik Münster, Münster
  • Rudolf Mennigen - Universitätsklinik Münster, Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster
  • Norbert Senninger - Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster
  • Matthias Brüwer - Universitätsklinik Münster, Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster
  • Emile Rijcken - Universitätsklinik Münster, Münster

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch759

doi: 10.3205/11dgch759, urn:nbn:de:0183-11dgch7592

Published: May 20, 2011

© 2011 Neumann et al.
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Einleitung: Durch neue Immunsuppressiva und Biologika wird die Proktokolektomie mit ileoanaler Pouchanlage bei therapierefraktärer Colitis ulcerosa hinausgezögert. Diese Studie untersucht, wie Patienten den Zeitpunkt des eigenen Eingriffes retrospektiv betrachten.

Material und Methoden: 132 Colitis ulcerosa Patienten wurden zwischen 1998 und 2009 proktokolektomiert. Eingeschlossen wurden 98 Patienten mit einem elektiven Eingriff bei therapierefraktärem Verlauf. Patienten mit Notfalleingriffen, fulminanten Verlauf, Colitis ulcerosa-assoziierten Karzinomen oder hochgradigen IEN wurden ausgeschlossen. Anhand eines standardisierten Fragebogens wurde gefragt, ob die Patienten im Nachhinein ihre Operation lieber früher, später oder zum gleichen Zeitpunkt hätten durchführen lassen. Dazu konnte ein Zeitraum und eine Begründung angegeben werden. Bei allen Patienten wurden die Lebensqualität nach sIBDQ und Eypasch sowie die postoperative Pouchfunktion nach Öresland gemessen.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 65,9% (58/88). 10 Patienten gingen für den Follow-up verloren. 55,1% (32/58) der Patienten hätten einen früheren OP-Zeitpunkt bevorzugt (Gruppe A), während 44,8% (26/58) den gleichen Zeitpunkt wählten (Gruppe B). Der Eingriff lag in beiden Gruppen median 6 Jahre (1-13Jahre) zurück. Gruppe A wäre median eher 3,2 (1-10) Jahre früher operiert worden. Kein Patient hätte die Operation später oder gar nicht durchführen lassen. Folgende Gründe wurden für eine frühere Operation angegeben: Postoperative Besserung der Beschwerden beim Stuhlgang (87,5%), weniger Schmerzen (62,5%), weniger Probleme im sozialen (69%) oder beruflichen Umfeld (57,7%). 79,3% meinten, eine frühere Operation hätte eine lange, belastende medikamentöse Therapie verhindert. 11 Patienten der Gruppe A und 12 Patienten der Gruppe B durchlitten eine Pouchitis-Episode (Range 1–4, P=n.s.). Die postoperative Lebensqualität nach sIBDQ oder Eypasch (6,0 vs. 5,4; P=n.s. bzw. 120 vs. 108; P=n.s.) und die Pouchfunktion (6 vs. 7; P=n.s.) unterschieden sich nicht.

Schlussfolgerung: Durch die Proktokolektomie mit Ileum-J-Pouch erfahren viele Patienten eine subjektive Beschwerdebesserung. Bedenken gegen eine Operation scheinen sich postoperativ zu relativieren. Bei sich abzeichnenden therapierefraktären Verlauf der Colitis ulcerosa kann eine Operation als Alternative zur intensivierten medikamentösen Therapie erwogen werden.