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52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

06.10. - 08.10.2011, Bonn

Hat die Handgelenksendoprothetik eine Berechtigung? Nachuntersuchung von 32 UNIVERSAL2 Handgelenksendoprothesen mit einer mittleren Standzeit von 4,5 Jahren

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Wolfgang Bracker - OCM Klinik GmbH, Rheuma-, Hand- und Fußchirurgie, München, Deutschland
  • Frauke Schallner

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Bonn, 06.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgh09

doi: 10.3205/11dgh09, urn:nbn:de:0183-11dgh093

Published: October 5, 2011

© 2011 Bracker et al.
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Fragestellung: Die Endoprothestik am Handgelenk ist nach wie vor heftig umstritten. Während bei den degenerativen und posttraumatischen Fällen Teilarthrodesen fast immer noch möglich sind, sind bei rheumatischen Handgelenksdestruktionen oft alle Kompartimente des Handgelenks betroffen und nur noch die Panarthrodese des Handgelenks möglich. Einen typischen Befund zeigt das erste Röntgenbild. Eine Alternative kann die Handgelenksendoprothese sein, wenn sie einige Voraussetzungen erfüllt:

Ist die Versagerrate vertretbar?

Gibt es im Versagensfall Rückzugsmöglichkeiten mit vertretbarem Aufwand?

Bietet die Endoprothese dem Patienten einen funktionellen Gewinn was Schmerz, Beweglichkeit, Kraft und Stabilität anbelangt?

Welche Voraussetzungen sind hinsichtlich Kontrakturen, Sehnenschäden und dem Befall weiterer Gelenke der Hand für ein gutes Ergebnis wichtig?

Diesen Fragen sind wir mit der Nachuntersuchung unserer Fälle nachgegangen.

Methodik: Zwischen 2004 und 2009 wurden 32 rheumatisch destruierte Handgelenke operiert. Alle operierten Handgelenke werden präopertiv mit dem DASH Score und dem Untersuchungsbogen des Handendoprothesenregisters dokumentiert. Die gleiche Dokumentation wird 6, 12, 24 Monate nach der Operation und anschließend in 2-jährigem Abstand durchgeführt. Zusätzlich wird die Entwicklung der Schäden an den übrigen Gelenken der operierten oberen Extremität untersucht und bei der Bewertung der Funktion berücksichtigt.

Ergebnisse: Ausschließlich rheumatische Handgelenksdestruktionen. Zwei Patientinnen mit beidseitiger Endoprothese.

28 Frauen, 2 Männer, Alter 36 bis 76 Jahre, Durchschnitt 55 Jahre.

3 Prothesen Wechsel von anderen Prothesen (2 BIAX, 1 MEULI)

1 Prothese (Wechsel von BIAX auf UNIVERSAL2) musste 2 Jahre in eine Arthrodese umgewandelt werden.

1 Prothese wurde wegen Frühinfekt zweizeitig gewechselt.

2 distale Komponenten mussten wegen Migration gewechselt werden, 2 weitere stehen zum Wechsel an.

Bei einer Patientin musste der Carpalkanal wegen Tenosynovialitis revidiert und die palmare Kapsel gedeckt werden. 29 Patienten empfinden die Operation subjektiv als effektiven Gewinn, insbesondere 5 Patienten mit einer Arthrodese auf der Gegenseite. Die Schmerzen sind durchweg dramatisch gebessert von 7-8 auf 2-3 auf der VAS. Objektiv ist der Kraftgewinn enttäuschend. Durchschnittlicher Bewegungsumfang 52° Ext/Flex. Der DASH Score ist zur Beurteilung nicht geeignet, da er extrem vom Befall weiterer Gelenke der oberen Extremität abhängt.

Schlussfolgerung: Patienten mit entzündlich rheumatischen HG Destruktionen sind mit Patienten mit degenerativen und posttraumatischen Veränderungen nicht zu vergleichen. Ihr funktioneller Anspruch ist deutlich geringer, der Nutzen auch nur mäßiger Restbeweglichkeiten bei fehlenden Schmerzen stellt bei den multiplen Gelenkproblemen einen wertvollen Gewinn dar, auch unter Berücksichtigung der hohen Komplikationsraten der HG Endoprothesen. Die Revisionsrate bei den mittelfristigen Ergebnissen beträgt ca 23%, wobei bisher nur eine Prothese definitiv verloren ging. Sowohl der Prothesenwechsel als auch die Arthrodese nach Endoprothese erfordert Knochentransplantationen vom Beckenkamm und ist damit aufwendig. Bisher konnten aber alle Wechsel und Arthrodesen der Universal2 Prothesen und der Vorgängermodelle aus den 90er Jahren zu befriedigenden Endergebnissen gebracht werden. Bei der Indikationsstellung legen wir gegenüber früher wesentlich größeren Wert auf die Frage der Weichteilstrukturen (Kapsel, Retinakulum, Sehnen), die entscheidend für eine gutes funktionelles Ergebnis sind.