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Analyse genetischer Prädispositionsfaktoren bei orofazialen Spaltbildungen unter besonderer Berücksichtigung der submukösen Gaumenspalte (SMGS)
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Published: | August 18, 2011 |
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Zusammenfassung
Hintergrund: Spaltbildungen im Lippen-Kiefer-Gaumenbereich gehören mit einer Häufigkeit von 1:700 zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen. Etwa 10% davon sind submuköse Gaumenspalten (SMGS). Bei der Entstehung durchgängiger Spaltbildungen sind nicht nur genetische Faktoren, sondern auch Umwelteinflüsse beteiligt. Studien zur Ätiologie von SMGS existieren bisher noch nicht.
Material und Methoden: An einem Kollektiv von 208 nicht-syndromalen Spaltpatienten deutscher Herkunft (darunter 103 mit SMGS) und über 450 gesunden Familienangehörigen wurden Risikofaktoren für orofaziale Spaltbildungen und 12 Kandidatengene untersucht. Dazu wurden 26 Einzelnukleotid-Polymorphismen eingesetzt. In unserer Studie wurde dann geprüft, ob in der Gruppe der Spaltpatienten oder im Kontrollkollektiv von Gesunden (n=279) eine bestimmte Genmutation signifikant häufiger oder weniger häufig auftritt und so ggf. auf eine Assoziation (Verbindung mit Spaltbildungen) hinweist (=Assoziationsstudie).
Ergebnisse: Die Beteiligung der untersuchten Kandidatengene konnte am Kollektiv für durchgängige orofaziale Spaltbildungen im Wesentlichen bestätigt werden. Zu den Genen, bei denen in der vorliegenden Studie eine Assoziation mit SMGS zu beobachten war, gehörten FGFR1 (Fibroblast growth factor receptor 1), TGF-β3 (Transforming growth factor beta) und MN1 (Meningeoma 1).
Diskussion: Mit dieser Untersuchung konnte zum ersten Mal eine Beteiligung von Genen bei der Entstehung von SMGS gezeigt werden. Da die Assoziation jedoch oft nur sehr schwach und günstigstenfalls gerade unter dem Signifikanzniveau von 0,05 war, müssen die gewonnenen Ergebnisse als vorläufige Hinweise gewertet werden, für die weitere Untersuchungen, wie z.B. eine vollständige Genotypisierung und die Analyse von Umweltfaktoren, nötig sind.
Text
Spaltbildungen im Lippen-Kiefer-Gaumenbereich gehören mit einer Häufigkeit von 1:700 zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen. Etwa 10% davon sind submuköse Gaumenspalten (SMGS). Bei der Entstehung durchgängiger Spaltbildungen wie z.B. Lippen- oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (L/LKG) sind nicht nur genetische Faktoren, sondern auch Umwelteinflüsse beteiligt. Studien zur Ätiologie von SMGS existieren bisher noch nicht.
An einem Kollektiv von 208 nicht-syndromalen Spaltpatienten deutscher Herkunft (darunter 103 mit SMGS und 72 mit L/LKG) und über 450 gesunden Familienangehörigen wurden Risikofaktoren für orofaziale Spaltbildungen und 12 Kandidatengene untersucht. Dazu wurden 26 Einzelnukleotid-Polymorphismen eingesetzt. In unserer Studie wurde dann geprüft, ob in der Gruppe der Spaltpatienten oder im Kontrollkollektiv von Gesunden (n=279) eine bestimmte Genmutation signifikant häufiger oder weniger häufig auftritt und so ggf. auf eine Assoziation (Verbindung mit Spaltbildungen) hinweist (=Assoziationsstudie).
Die Beteiligung der untersuchten Kandidatengene konnte am Kollektiv für durchgängige orofaziale Spaltbildungen im Wesentlichen bestätigt werden. PDGFC (platelet-derived-growth factor C) war beispielsweise exklusiv signifikant mit durchgängigen L/LKG assoziiert (p=0,002). Zu den Genen, bei denen in der vorliegenden Studie eine Assoziation mit SMGS zu beobachten war, gehörten TGF-β3 (Transforming growth factor beta) und MN1 (Meningeoma 1 (p=0,046 bzw. 0,077). Bei der Analyse von möglichen Umweltfaktoren, die als Risikofaktor für Spaltbildungen in Frage kommen, zeigte sich bei Müttern von Patienten mit SMGS signifikant häufiger Zigarettenkonsum in der Schwangerschaft als bei Mütter von gesunden Kindern (p<0,0001).
Mit dieser Untersuchung konnte zum ersten Mal eine Beteiligung von Genen und Umweltfaktoren bei der Entstehung von SMGS gezeigt werden. Da die Assoziation jedoch oft nur sehr schwach und günstigstenfalls gerade unter dem Signifikanzniveau von 0,05 war, müssen die gewonnenen Ergebnisse als vorläufige Hinweise gewertet werden, für die weitere Untersuchungen, wie z.B. eine vollständige Genotypisierung nötig sind