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Zweifache funktionelle freie Muskeltransplantation nach subtotaler Muskelnekrose an einem Shuntarm
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Published: | September 27, 2011 |
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Einleitung: Anhand eines dramatischen klinischen Verlaufes werden die Risiken eines Shuntverschlusses nach Trauma an einem Arm mit chirurgisch angelegtem Dialyseshunt verdeutlicht und die Besonderheiten von freien Lappentransplantationen zur Rekonstruktion an einem Shuntarm erläutert.
Material und Methoden: Eine 41-jährige dialysepflichtige Patientin erlitt beim Skifahren eine supracondyläre Oberarmfraktur an ihrem linken Shuntarm. Nach der unfallchirurgischen Versorgung kam es zum Verschluß des Dialyseshunts und kurze Zeit später zur kompletten Ischämie des Unterarms. Dieses wurde nicht rechtzeitig entdeckt und eine Kompartmentspaltung erfolgte erst verspätet alio loco, so dass die Patientin mit Ausnahme des M. brachioradialis keinen funktionellen Muskel mehr im Unterarm hatte. In diesem Zustand und mit auch bis auf das Handgelenksniveau gekürzten Sehnen (!) aber mit rekanalisiertem Shunt wurde die Patientin uns vorgestellt. Im Verlauf erfolgte eine funktionelle M. latissimus dorsi Lappenplastik zur Beugerrekonstruktion an einem AV-Loop und im Intervall eine M. gracilis Lappenplastik zur Streckerrekonstruktion.
Ergebnisse: Der Latissimus-Muskel für die Beuger reinnervierte exzellent und erlaubte eine wesentliche Verbesserung der Handfunktion. Da nach dem M. gracilis-Transfer die Patientin nierentransplantiert und nachfolgend immunsupprimiert wurde, war die Reinnervation dieses Muskels erheblich verzögert, aber vorhanden.
Schlussfolgerung: Traumatisierte Extremitäten mit chirurgisch angelegten Dialyseshunts müssen hinsichtlich Ihrer Perfusion engmaschig klinisch kontrolliert werden. Ein Shuntverschluß kann zu dramatischen Folgen führen. Die plastisch-chirurgische Rekonstruktion an diesen Extremitäten kann durch schwierige Präparation und von der Norm abweichende Perfusionsstärke und ggf. auch Strömungsrichtung in den Hauptgefäßen gekennzeichnet sein. Funktionelle Lappenplastiken sind bei immunsupprimierten Patienten kritisch zu indizieren.