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Interdisziplinärer Therapieansatz bei der Defektdeckung im Kopf-Bereich – Retrospektive Analyse von 16 Patienten –
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Published: | September 27, 2011 |
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Einleitung: Ausgedehnte Defekte in der Kopf-Hals-Region stellen wegen der geringen Verschieblichkeit örtlichen Gewebes und der ästhetisch exponierten Region eine besondere Herausforderung an den plastischen Chirurgen dar. Allschichtige Defekte erfordern einen multidisziplinären, neurochirurgisch/plastisch-chirurgischen Therapieansatz. Die Erreichung nicht nur einer funktionell guten, sondern auch ästhetisch ansprechenden Rekonstruktion ist dabei ein wichtiges Therapieziel. Diese Arbeit wertet die in unserer Abteilung durchgeführten Defektdeckungen des Kopf-Hals-Bereiches des letzten Jahres aus.
Material und Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Analyse aller Patienten, die im Zeitraum von Februar 2010 bis April 2011 Defektdeckungen im Kopf-Bereich erhalten hatten. Untersucht wurde die Defektursache, -Lokalisation und -Größe im Kopf-Bereich sowie die Notwendigkeit einer neurochirurgischen Intervention.
Ergebnisse: Es konnten 16 Patienten identifiziert werden, bei denen im genannten Zeitraum Lappenplastiken im Kopf-Bereich durchgeführt wurden. Die Patienten (8 Frauen und 8 Männer) wiesen ein Durchschnittsalter von 55,4 Jahren auf. Die Gewebedefekte resultierten nach Trauma (n=6), Tumorresektion (n=7), postoperativer Komplikation im Sinne einer Wundheilungsstörung und Nekrose (n=2) und Infektion (n=1). In 1/3 der Fälle war zusätzlich eine parallele neurochirurgische Intervention erforderlich. Allschichtige Kalottendefekte lagen bei der Hälfte der Patienten vor. Die Defekte waren in den meisten Fällen parietal und temporal lokalisiert. Insgesamt wurden 11 random pattern flaps, 1 axial pattern flap sowie 4 freie Lappenplastiken durchgeführt. Zwei Patienten erhielten eine temporäre Gewebeexpansion vor endgültiger Defektdeckung mit einer lokalen Lappenplastik. Freie Lappenplastiken waren bei größeren Defekten mit Resektion der Schädelkalotte notwendig. Zur Defektdeckung wurden einerseits fasziokutane Lappenplastiken (Parascapularlappen und ALT), sowie muskulokutane Lappenplastiken (Latissimus dorsi Lappenplastik) und ein gestielte Trapeziuslappenplastik eingesetzt. Bei 87,5% der Patienten konnte ein Defektverschluss mit einer 100%igen Einheilung ohne Notwendigkeit einer Revision erreicht werden. Ein Patient wies eine kleine, jedoch nicht revisionsbedürftige Nekrose auf. Ein weiterer Patient zeigte ein Rezidiv des malignen Geschehens, sodass auch hier eine Wundheilungsstörung bei palliativer Gesamtsituation toleriert wurde.
Schlussfolgerung: Ausgedehnte Defekte in der Kopf-Hals-Region nach Tumorresektionen und operativer Sanierung infektiöser Prozesse erfordern interdisziplinäre Behandlungskonzepte. Insbesondere beim Vorliegen knöcherner Defekte und bei infiziertem alloplastischem Material können gute Ergebnisse im Outcome von Lappenplastiken durch die Zusammenarbeit mit Neurochirurgen erzielt werden. Faszio- und muskulokutane Lappenplastiken eignen sich aufgrund ihres hohen Maßes an Resistenz gegenüber Infektionen besonders zur Rekonstruktion in vorbestrahltem und infiziertem Gebiet. Mit Hilfe der temporären Gewebeexpansion können besonders Gewebedefekte im Schläfenbereich mit zufriedenstellendem ästhetischem Ergebnis rekonstruiert werden.