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Vergleich zwischen konservativer und operativer Therapie von Klavikulafrakturen im Schaft- und lateralen Bereich - Ergebnisse von 239 Patienten
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Published: | October 18, 2011 |
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Fragestellung: Klavikulafrakturen sind mit einem Anteil von 10-15 % beim Erwachsenen und 20-25 % beim Kind sehr häufig. Bei Verletzungen des Schultergürtels machen sie ca. 35% aus. Die Behandlungsmethode der Wahl (konservativ vs. operativ) wird weiterhin kontrovers in der Literatur diskutiert. Diese Studie vergleicht die klinischen und radiologischen Resultate nach konservativer bzw. operativer Therapie von Klavikulafrakturen im Schaft- oder lateralen Bereich in einem mittelfristigen Follow up-Zeitraum.
Methodik: In die retrospektive Kohortenstudie wurden 239 Patienten mit Klavikulafraktur (Monotrauma oder Polytrauma ohne weitere Verletzungen der betroffenen oberen Extremitäten) eingeschlossen, die zwischen 2005 und 2009 entweder konservativ (Schaft: n=70 [46,4 %], Alter=40,8 Jahre; lateral: n=46, Alter=51,8 Jahre) oder operativ mittels Plattenosteosynthese (Schaft: n=73 [48,3 %], Alter=40,3 Jahre; lateral: n=42, Alter=39,5 Jahre) oder intramedullärer Stabilisierung (Schaft: n=8 [5,3 %], Alter=27,1; lateral n=0) therapiert wurden. Der mittlere Follow up-Zeitraum betrug 15,0 Monate, wobei 9 Patienten nachträglich bei ausbleibenden Kontrollbesuchen oder Tod ausgeschlossen wurden. Das klinische Outcome wurde durch Erhebung des „Disability of Arm, Shoulder and Hand-(DASH-)Scores“ und des „Constant-Shoulder-Scores“ analysiert. Radiologisch erfolgte eine standardisierte Beurteilung der knöchernen Konsolidierung und der Implantatsituation.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der mittlere DASH- bzw. Constant-Score von Schaft- und lateralen Frakturen war mit 6,4 bzw. 92,2 in der operativen und 10,0 bzw. 88,9 in der konservativen Gruppe jeweils signifikant unterschiedlich (p=0,008 bzw. p=0,009). Der mittlere DASH- bzw. Constant-Score war bei Schaft-Frakturen mit 7,3 bzw. 91,7 in der operativen und 11,1 bzw. 88,1 in der konservativen Gruppe jeweils signifikant unterschiedlich (p=0,037 bzw. p=0,036) und bei lateralen Frakturen mit 4,8 bzw. 93,3 in der operativen und 8,4 bzw. 90,2 in der konservativen Gruppe jeweils nicht signifikant unterschiedlich (p=0,061 bzw. p=0,084). Eine Pseudarthrose ergab sich bei Schaft-Frakturen in 9 Fällen und bei lateralen Frakturen in 1 Fall in der konservativen und bei jeweils keinem Fall in der operativen Gruppe. Operativ revisionsbedürftige Implantatversagen fanden sich in 4 Fällen bei Schaft- und in keinem Fall bei lateraler Fraktur.
Beide therapeutischen Modalitäten zeigen eine vergleichbare Effektivität zur Versorgung von Klavikulafrakturen. Allerdings fanden sich beim Gesamtkollektiv und bei den Schaftfrakturen signifikant bessere funktionelle Ergebnisse bei den operierten Patienten, während sich dieser Unterschied bei den lateralen Frakturen nur tendenziell zeigte.
Unter Berücksichtigung dieser Resultate und der höheren Pseudarthroserate bei konservativer Therapie favorisieren wir insbesondere bei dislozierter Schaftfraktur als auch bei jüngeren, aktiven Patienten ein operatives Vorgehen mit plattenosteosynthetischer Versorgung.