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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Besteht ein potenzieller Aktualisierungs- und Ergänzungsbedarf des Disease-Management-Programms (DMP) zum Diabetes mellitus Typ 1 im Vergleich zu aktuellen Leitlinien?

Meeting Abstract

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf030

doi: 10.3205/11dkvf030, urn:nbn:de:0183-11dkvf0304

Published: October 12, 2011

© 2011 Hoffmann-Eßer et al.
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Hintergrund: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat 2009 das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beauftragt auf der Grundlage von systematisch recherchierten, evidenzbasierten Diabetes Leitlinien den potenziellen Aktualisierungsbedarf des DMP Diabetes mellitus Typ 1 zu prüfen.

Material und Methoden: Aktuelle Diabetes-Leitlinien wurden in fachübergreifenden und fachspezifischen Leitlinien- sowie bibliographischen Datenbanken systematisch recherchiert. Wesentliche Einschlusskriterien waren der Publikationszeitraum ab Januar 2005, die Publikationssprachen Deutsch, Englisch und Französisch sowie die Evidenzbasierung der Leitlinie. Zu den Versorgungsaspekten des DMP Diabetes mellitus Typ 1 wurden Empfehlungen aus den Leitlinien extrahiert und tabellarisch dargestellt. Im Anschluss erfolgten die Synthese der Empfehlungen sowie eine inhaltliche Gegenüberstellung dieser mit den Anforderungen des DMP. Ein potenzieller Aktualisierungs- und Ergänzungsbedarf des DMP wurde identifiziert, wenn eine Leitlinie neue Inhalte mit hohem GoR darstellt oder mehrere Leitlinien abweichende Inhalte mit mehrheitlich hohem GoR im Vergleich zu den Anforderung des DMP liefert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 23 Leitlinien eingeschlossen. Für einige Gliederungspunkte des DMP ergab sich ein potenzieller Aktualisierungs- und Ergänzungsbedarf. Ein solcher besteht bezüglich der Ernährungsberatung/-therapie für Kinder, Erwachsene und Schwangere, ein Aspekt, der im DMP bisher nicht genannt wird. Die Leitlinien beinhalten auch für die Therapie des klinisch relevanten Makulaödems und des Einsatzes von Opioidanalgetika bei der schmerzhaften diabetischen Neuropathie zusätzliche Empfehlungen. Bei arterieller Hypertonie fordern die Leitlinien einen niedrigeren Blutdruckzielwert unter Therapie als das DMP. In den eingeschlossenen angloamerikanischen Leitlinien werden Insulinanaloga den (Human-) Insulinen gleichgestellt und in bestimmten Situationen bevorzugt. Demgegenüber sieht das DMP Typ-1-Diabetes vorrangig Humaninsulin vor. Aufgrund der Nutzenbewertungen des IQWiG zu diesen Medikamenten wurde jedoch kein Aktualisierungsbedarf festgestellt. Die Leitlinien geben auch zum Einsatz von Kalziumkanalblockern und zu Blutfettzielwerten zusätzliche Empfehlungen, die einen potenziellen Aktualisierungsbedarf begründen könnten.

Schlussfolgerung: Im Wesentlichen entsprechen die Anforderungen des DMP Typ-1-Diabetes den aktuellen Leitlinien. Ein potenzieller Aktualisierungs- und Ergänzungsbedarf wurde nach der inhaltlichen Gegenüberstellung der Leitlinienempfehlungen und den Anforderungen des DMP jedoch für einige Versorgungsaspekte identifiziert. In der Fachwelt gibt es zurzeit eine kontroverse Diskussion zu den Blutdruckzielwerten. In den Fachgesellschaften wird über das Ausmaß der notwendigen Senkung des arteriellen Blutdrucks (d.h. ≤140/90 mmHg bzw. ≤130/80 mmHg) unter Einbeziehung aktueller Studien diskutiert. Die Leitlinien fordern eine stärkere Blutdrucksenkung als das DMP, daher ergab sich dafür ein potenzieller Aktualisierungs- und Ergänzungsbedarf. Die endgültige Entscheidung bezüglich der Aktualisierung und/oder Ergänzung der betreffenden Versorgungsaspekte des DMP Diabetes mellitus Typ 1 trifft der Gemeinsame Bundesausschuss.