Article
Eine retrospektive Untersuchung zur leitliniengerechten Antibiotikaprophylaxe nach chirurgisch erfolgter Intervention bei akuter Endokarditis
Search Medline for
Authors
Published: | October 12, 2011 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Die akute Endokarditis, bedingt durch eine mikrobielle Infektion des Endokards, gehört mit einer Inzidenz von 3/100.000 zwar eher zu den selteneren Erkrankungen, jedoch wird ihre Letalität mit 16% beziffert. Bei etwa 50% der erkrankten Patienten wird verlaufsbedingt eine chirurgische Intervention/Therapie notwendig. Diese Patienten werden gemäß der durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie herausgegebenen Leitlinie zur Antibiotikaprophylaxe vor zahnärztlicher Intervention der höchsten Risikogruppe zugeordnet. In retrospektiven Studien konnte ein Zusammenhang zwischen der oralen Keimbesiedlung und der Besiedlung des vorgeschädigten Endokards von bis zu 60% erbracht werden. Die zu Grunde liegenden Bakteriämien korrelieren in Häufigkeit und Umfang mit chronisch entzündlichen Verhältnissen der Mundhöhle. Ziel dieser Untersuchung war die Überprüfung der Umsetzung der obengenannten Leitlinie. Des Weiteren wurde erfragt, in wie weit ein regelmäßiger Zahnarztbesuch zur Erhaltung gesunder oraler Verhältnisse empfohlen wurde.
Material und Methoden: Es wurden 135 Patienten der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie Kiel ermittelt, die innerhalb der letzten 10 Jahren an einer akuten Endokarditis erkrankten und einer chirurgischen Therapie unterzogen wurden. Davon konnten 105 Patienten nachuntersucht werden. Alle Patienten wurden telefonisch oder schriftlich bezüglich eines regelmäßigen Zahnarztbesuches, ihres Zahnstatus und der notwendigen Einnahme einer Antibiotikaprophylaxe vor zahnärztlichen Eingriffen von einem Mitarbeiter der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie befragt. Bei der Beantwortung konnte zwischen ‚ja‘ und ‚nein‘ entschieden werden. Die Fragen nach einem regelmäßigen Zahnarztbesuch und einer Antibiotikaprophylaxe konnten von allen Befragten beantwortet werden, wohingegen 19% keine Angaben über ihren Zahnstatus machen konnten.
Ergebnisse: 70,5% der Befragten besuchten nach eigenen Angaben nicht regelmäßig einen Zahnarzt. 73,3% gaben an, keine Antibiotikaprophylaxe vor zahnärztlicher Behandlung zu nehmen. Mittels x²-Test konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Zahnarztbesuch und der Antibiotikaprophlaxe statistisch auf einem Niveau von 0.05 abgesichert werden (p<0.001).
Schlussfolgerung: Die retrospektive Untersuchung zeigte, dass ein massives Informationsdefizit bei diesen Patienten vorhanden ist. Daneben besteht eindeutiger Zusammenhang zwischen einem unregelmäßigen Zahnarztbesuch und der fehlenden Antibiotikaprophylaxe vor zahnärztlichen Eingriffen. Zahnärzte können daher nicht davon ausgehen, dass diese Patienten über die Notwendigkeit einer antibiotischen Abschirmung vor zahnärztlichen Eingriffen informiert sind.