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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Optimierbare Versorgungssituation: Hohe Prävalenzen, mangelnde Prophylaxe und lückenhaftes Problembewusstsein bei Patienten mit diabetischem Fußsyndrom

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Silke Lauterbach - Apotheke Rotes Kreuz Krankenhaus, Kassel, Deutschland
  • author Karel Kostev - IMS Health Gmbh & Co OHG, Frankfurt, Deutschland
  • author Thomas Kohlmann - Institut für Community Medicine Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • author Marion Schaefer - Institut für Klinische Pharmakologie Charite Berlin, Berlin, Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf166

doi: 10.3205/11dkvf166, urn:nbn:de:0183-11dkvf1665

Published: October 12, 2011

© 2011 Lauterbach et al.
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Hintergrund: Untersuchung der Versorgungssituation von Patienten mit diabetischem Fußsyndrom (DFS).

Material und Methoden: Die epidemiologischen Untersuchungen zur Prävalenz wurden mittels der Diagnosedatenbankanalyse Disease Analyzer® von IMS durchgeführt. Dabei wurden alle Patienten mit der Diagnose ’Diabetes mellitus’ und alle dokumentierten, gesicherten DFS-Diagnosen dieser Patienten aus dem Zeitraum 01/2006 bis 12/2008 auf Basis von ICD-10-Codes (International Classification of Diseases) und den Originaldiagnosetexten der Ärzte in die Studie einbezogen. Zur Ermittlung und Quantifizierung von Prophylaxemaßnahmen und Problembewusstsein wurden zufällig ausgewählte Diabetespatienten (n=93) in einem Interview mittels eines strukturierten Fragebogens über ihren Wissensstand zur Prävention des DFS befragt. Neben dem Wissen über das DFS wurden spezielle Verhaltensmaßnahmen und persönliche Praktiken bei der Fußpflege ermittelt und ausgewertet. Des Weiteren wurden alle Diabetespatienten (n = 200), die vom 01/2006 bis zum 12/2007) die zum ersten Mal zur podologischen Therapie in eine podologische Praxis kamen, erfasst und ihre Patientencharakteristika und ihr Fußzustand deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden Daten von 26.781 T2D-Patienten und 3.896 T1D-Patienten aus 82 diabetologischen Praxen analysiert. Das diabetische Fußsyndrom war mit einer Häufigkeit von 3,2% unter den T1D Patienten und mit 6,5% unter den T2D Patienten vertreten. Wesentlich höher war die Prävalenz von Risikofaktoren, die zur Entstehung eines DFS führen. So hatten 18,7% der T1D und 30,1% der T2D Patienten eine diabetische Neuropathie, 9,2% (T1D) / 25,5% (T2D) hatten eine diabetische Angiopathie. Des Weiteren wurden 2,8% (T1D) / 4,5% (T2D) mit Fußmykosen und 2,5% (T1D) / 2,2% (T2D) mit offenen Wunden am Fuß diagnostiziert.

Die multivariate Regressionsanalyse zeigte eine hochsignifikante Assoziation der Polyneuropathie (T1D-Patienten: OR=4,3, p<0,01; T2D-Patienten: OR=5,0, p<0,01) und der Angiopathie (T1D-Patienten: OR=24,5,3, p=<0,01; T2D-Patienten: OR=7,6, p<0,01) mit dem diabetischen Fußsyndrom.

Von den insgesamt 93 befragten Diabetespatienten hatten 50% bereits Wunden am Fuß während ihrer Diabeteserkrankung und 80% trugen ungeeignete Schuhe. Ein Drittel benutzte ungeeignete Gegenstände bei der Fußpflege und 78,3% machten Fehler bei der hygienischen Fußpflege. 31,2% der Befra76% der analysierten Patienten in der podologischen Praxis hatten eine diabetische Neuropathie und/oder Angiopathie. Trotz vorliegender Neuropathie berichteten 88% von Ruhe- und/oder Belastungsschmerzen. 50% der Patienten hatten Fußschwellungen, 64% hatten Mykosen am Fuß, 77% wiesen starke Verhornungen auf.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, dass die Versorgungssituation der Patienten mit DFS optimierbar ist. Defizitäre Prophylaxe, lückenhaftes Problembewusstsein und die Durchführung ungeeigneter Maßnahmen bei der Prävention zeigen sich an der hohen Prävalenz des DFS. Risikofaktoren sind dokumentiert, doch Routinescreeningmaßnahmen werden vom Arzt nicht häufig durchgeführt.