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Prävention und Früherkennung von Essstörungen: „GesundheitsMetropole Hamburg“ – „Gesundheitsnetz Magersucht und Bulimie“
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Published: | October 12, 2011 |
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Die Aufklärung von Kindern und Jugendlichen über die Entstehungsbedingungen und Risiken von Essstörungen stellt ebenso wie die frühzeitige Einleitung einer spezifischen Behandlung einen vielversprechenden Interventionsansatz bei Essstörungen dar. Dennoch kommt es in der Versorgungsrealität im Falle von Anorexia nervosa und Bulimia nervosa noch immer zu erheblichen Verzögerungen zwischen dem Auftreten erster Symptome und der Aufnahme einer spezifischen Therapie, so dass gegenwärtig durchschnittlich 1,7 Jahre vergehen, bis eine adäquate Behandlung eingeleitet wird. Das Projekt „Gesundheitsnetz Magersucht und Bulimie“ verfolgt das Ziel, Neuerkrankungen an Magersucht und Bulimie entgegenzuwirken sowie bei bereits Erkrankten die Dauer bis zur Erstbehandlung zu verringern und so das Risiko für schwere Krankheitsverläufe und eine Chronifizierung der Erkrankung zu reduzieren (Abbildung 1 [Abb. 1]). Gegenwärtig befindet sich das Projekt, dessen Umsetzung am 01.04.2011 begonnen hat, in einer einjährige Aufbau- und Entwicklungsphase. Aufgrund der inhaltlichen Schwerpunktsetzung sowohl auf präventive als auch auf frühdiagnostisch-therapeutische Aspekte unterteilt sich das Vorhaben in zwei Fokusstudien:
- 1.
- Präventionsprojekt an Hamburger Schulen
Das Teilprojekt evaluiert die Effekte primärpräventiver Interventionen an einer Hochrisikogruppe von Schülern im Alter von 14 und 18 Jahren im Rahmen eines stratifizierten, cluster-randomisierten, kontrollierten Studiendesigns. Ein geeignetes Präventionsprogramm wird derzeit in Zusammenarbeit mit dem Suchtpräventionszentrum des Instituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg erstellt und soll ab Januar 2012 im Einsatzfeld mit insgesamt 2.340 Schüler/-innen der Jahrgangsstufen 8 und 11 durchgeführt werden. Zielparameter ist die Reduktion individueller Risikofaktoren. Neben der individuellen Risikobelastung wird auch der Wissenszuwachs der Schüler/innen über Essstörungen zu drei Zeitpunkten vor der Intervention, nach der Intervention und sechs Monate nach der Intervention erhoben. Die Datenauswertung erfolgt mit Hilfe von state of the art Mixed-Models-Verfahren.
- 2.
- Optimierung der Frühbehandlung
Das Teilprojekt beinhaltet einerseits die Etablierung eines Früherkennungs- und Frühbehandlungszentrums für Essstörungen, andererseits soll in Form eines Behandlungswegweisers ein Leitfaden für Betroffene, Angehörige und Fachpersonal bereitgestellt werden. Durch die Entwicklung eines spezifischen Interventionsangebotes und die Verbreitung eines virtuellen Leitfadens soll ein niederschwelliges, sektorübergreifendes Versorgungsangebot für Risikopatienten/-innen und Patienten/-innen im Frühstadium einer Essstörung erschlossen werden, welches der Zielgruppe ab Januar 2012 vollumfänglich zur Verfügung stehen soll. Im Rahmen der Studie soll die Hypothese überprüft werden, inwieweit die Implementierung beider Angebote zu einer Verkürzung des Zeitintervalls zwischen Störungs- und Behandlungsbeginn beitragen kann. Die Zeitspanne zwischen Störungs- und Behandlungsbeginn wird im Sinne eines Prä-Post-Designs vor Beginn der Interventionen (Erhebung Sommer/Herbst 2011) sowie nach dem Interventionszeitraum (Erhebung Frühjahr 2014) an einer Stichprobe von 300 Patientinnen mit den Diagnosen einer typischen oder atypischen Anorexia nervosa erhoben, wobei jeweils 100 Patientinnen aus einem stationären, ambulanten und beratenden Setting untersucht werden sollen. Die Datenauswertung erfolgt mittels state of the art Mixed-Models-Verfahren.