Article
Stationäre Behandlung von Herzinfarktpatienten außerhalb der regulären Arbeitszeit in Berlin – Veränderungen über die Zeit (Daten des Berliner Herzinfarktregisters)
Search Medline for
Authors
Published: | October 12, 2011 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Mit den Daten des Berliner Herzinfarktregisters (BHIR) wurde für den Zeitraum 2004–2007 eine verlängerte Door-to-ballon Zeit (Zeit zwischen stationärer Behandlung und therapeutischer Intervention) und eine erhöhte Krankenhaussterblichkeit für Herzinfarktpatienten mit ST-Hebungsinfarkt (STEMI Patienten), die außerhalb (im Vergleich zu innerhalb) der regulären Arbeitszeit stationär aufgenommen wurden, ermittelt. Die Differenz in der Door-to-ballon Zeit und im Outcome konnte durch den Einsatz des Notarztwagens, als Indikator für eine optimierte STEMI-Therapie, reduziert werden.
Um in Erfahrung zu bringen, ob sich nach Veröffentlichung und Diskussion dieser Erkenntnisse innerhalb des Kreises der am BHIR beteiligten Kliniker, die Differenz im Outcome verringert hat, haben wir die Daten von 2004–2007 mit den Daten von 2008–2009 verglichen.
Material und Methoden: Ausgangspunkt der vorliegenden Analyse war eine vorangegangene Analyse (logistische Regression) der Daten von STEMI Patienten aus den Jahren 2004–2007, die stationär primär in ein Krankenhaus mit Linksherzkathetermessplatz aufgenommen wurden und dort die in den Leitlinien geforderte Therapie (perkutane koronare Intervention – PCI genannt) erhielten.
Um festzustellen, ob es über die Zeit zu Veränderungen gekommen ist, wurde dieselbe Analyse für dieselbe Patientengruppe für den Zeitraum 2008–2009 wiederholt. Um die Vergleichbarkeit der Daten über die Zeit zu gewährleisten, wurden in der neuen Analyse nur Patienten aus denjenigen Kliniken berücksichtigt, die alle kontinuierlich von 2004-2009 Patienten ins BHIR eingeschlossen hatten (11 Kliniken).
In die Studie wurden 2004–2007 N=2363 STEMI Patienten (n=914 innerhalb und n=1449 außerhalb der Arbeitszeit) und 2008–2009 N=1569 STEMI Patienten (n=584 innerhalb und n=985 außerhalb der Arbeitszeit) eingeschlossen.
Stationäre Aufnahme innerhalb der Arbeitszeit wurde definiert als Montag bis Freitag 7:30 bis <16:00 Uhr und außerhalb der Arbeitszeit als Montag bis Freitag 16:00 bis <7:30 Uhr und Samstag und Sonntag.
Ergebnisse: Der Anteil an Patienten, die außerhalb im Vergleich zu innerhalb der Arbeitszeit stationär aufgenommen wurden, ist zwischen 2004–07 und 2008–09 mit 62% zu 63% vergleichbar (p=0,479).
Die Door-to-ballon Zeit außerhalb der Arbeitszeit lag 2004–07 im Median bei 90 Minuten. In 2008–2009 verkürzte sie sich auf im Median 68 Minuten (p<0,001).
2004–2007 lag der Einfluss des Aufnahmezeitpunkts außerhalb (im Vergleich zu innerhalb) der regulären Arbeitszeit auf die Krankenhaussterblichkeit in der untersuchten Patientengruppe nach Adjustierung für Alter (in Jahren), Geschlecht, Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, vorangegangenen Infarkt, Door-to-ballon Zeit <162Min (3. Quartil) und Einsatz des Notarztwagens bei 0R=2,26 (95 KI: 1,26-4,08). Nach Adjustierung für dieselben Parameter wurde der Einfluss des Aufnahmezeitpunkts auf die Krankenhaussterblichkeit 2008-2009 auf OR=1,02 (95% KI: 0,58-1,79) reduziert.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die 2004-2007 festgestellte Differenz in der Krankenhaussterblichkeit in Abhängigkeit vom Aufnahmezeitpunkt 2008–2009 dahingehend reduziert werden konnte, dass es keinen Unterschied mehr in der Krankenhaussterblichkeit in Abhängigkeit vom Aufnahmezeitpunkt gibt.
Auch hat sich die Door-to-ballon Zeit für STEMI-Patienten signifikant verkürzt, welches für eine bessere Logistik in der Versorgung der Herzinfarktpatienten auch außerhalb der regulären Arbeitszeit spricht.