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Herausforderungen in der Nutzen- und Schadensbewertung bei Patienten mit therapierefraktärer oder rezidivierter Erkrankung – am Beispiel von Patienten mit Hodgkin Lymphom
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Published: | March 23, 2011 |
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Hintergrund: Das IQWiG wurde beauftragt, eine Nutzenbewertung der allogenen Stammzelltransplantation mit nicht verwandtem Spender bei Patienten mit Hodgkin Lymphom (HL) durchzuführen. Das Projekt war durch zwei Besonderheiten gekennzeichnet. Zum einen ist die untersuchte Intervention keine Standardtherapie und wird nur bei Patienten mit rezidivierten und therapierefraktärem HL eingesetzt. Zum anderen unterschieden sich die Patienten stark durch ihre Vorbehandlung und ihre individuell angepassten Transplantationsschemata und Begleitbehandlungen.
Material/Methoden: Da eine Vorabrecherche ergeben hatte, dass wahrscheinlich keine RCTs zu erwarten waren, wurden in die systematische Literaturrecherche und -bewertung auch Studien niedrigerer Evidenzstufen einbezogen. Erfolgte die Darstellung innerhalb der Studien für die zu untersuchende Studienpopulation nicht getrennt, wurden die Studienautoren um differenzierte Angaben gebeten. Um den sehr heterogenen Patienten- und Transplantationscharakteristika entgegenzukommen und diese auch entsprechend beurteilen zu können, wurde zudem eine sehr umfassende Form der Datenextraktion gewählt.
Ergebnisse: Aus den 3.918 gescreenten Treffern der systematischen Literaturrecherche konnten letztlich nur 8 nicht randomisierte Studien in die Nutzenbewertung eingeschlossen werden. Von den eingeschlossen Studien lieferten 5 eine vergleichende Darstellung, davon 4 als ungeplanter Vergleich. Die Studien bezogen sich lediglich auf den Vergleich der allogenen Stammzelltransplantation (alloSZT) mit einem nicht verwandten Spender gegenüber der Transplantation mit einem verwandten Spender. Das Verzerrungspotenzial aller eingeschlossenen Studien war – bereits designbedingt – hoch. Zu vielen Aspekten enthielten die Studien keine Aussagen, u.a. auch für unerwünschte Wirkungen und Komplikationen. Zusammengefasst ergab sich für diesen Vergleich kein Hinweis oder Beleg auf einen Zusatznutzen oder Schaden der alloSZT mit einem nicht verwandten Spender. Andere Vergleiche konnten nicht beurteilt werden, da dazu keine Studien identifiziert wurden.
Schlussfolgerung/Implikation: Die gewählte Methodik erwies sich als aufwendig, aber hilfreich, um bei dieser sehr spezifischen Indikation Anhaltspunkte für mögliche Effekte zu identifizieren.