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Interessenkonflikte in dermatologischen Leitlinien in Deutschland – ein Indikator für die Qualität?
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Published: | March 23, 2011 |
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Hintergrund: Bei der Erstellung medizinischer Leitlinien stellt der Umgang mit Interessenkonflikten eine besondere Herausforderung dar. Das Ziel dieser Arbeit ist eine Erfassung des Umgangs mit Interessenkonflikten und der Angaben zur Finanzierung von Leitlinien im Bereich der Dermatologie.
Material/Methoden: Der Zugriff auf das Leitlinienregister der AWMF (www.awmf.de) erfolgte im Oktober 2010. 38 gültige Leitlinien, an denen die DDG und der BVDD beteiligt waren, wurden systematisch mit den Instrumenten AGREE und AGREE II von 2 unabhängigen Gutachtern evaluiert. „Domäne 6“ der Instrumente umfasst Kriterien zur redaktionellen Unabhängigkeit von Leitlinien sowie zu Interessenkonflikten der Autoren. Gefordert werden hier die explizite Darlegung der Finanzierung der Leitlinie sowie die Bestätigung der inhaltlichen Unabhängigkeit (AGREE II). Finanzielle Verbindungen/Zuwendungen zu Firmen und Institutionen sollen angegeben werden. Ergeben sich hieraus Interessenkonflikte, wird die Darlegung eines Modus zum Umgang mit diesen gefordert.
Ergebnisse: In lediglich 12 Leitlinien (32%) finden sich Angaben zur Finanzierung und/oder zur redaktionellen Unabhängigkeit. Mögliche Interessenkonflikte werden sogar nur in 7 Leitlinien (18%) angegeben, eine Angabe zum Prozedere zur Vermeidung einer Beeinflussung der Leitlinien durch Interessenkonflikte fehlt in allen untersuchten Leitlinien. Bei diesen 38 Leitlinien ergibt sich ein durchschnittlicher Domänwert von 22% bei Verwendung von AGREE und von 17% bei AGREE II. Dies resultiert u.a. aus der hohen Anzahl an methodisch schlechteren S1-Leitlinien. Im Vergleich dazu erreichen alle vier S3-Leitlinien einen Domänwert von mindestens 50%.
Schlussfolgerung/Implikation: In den aktuellen Leitlinien sind die Angaben zu Interessenkonflikten unzureichend. Das neue Standardformular der AWMF bietet hier einen guten Ansatzpunkt zur Verbesserung der Dokumentation. Ziel der anschließenden Diskussion sollte ein aktives Management möglicher Interessenkonflikte und eine transparente Darlegung des Umgangs mit diesen sein.