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EbM & Individualisierte Medizin
12. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24.03. - 26.03.2011, Berlin

NVL Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter: Von der Studienevidenz zur Handlungsempfehlung – Was tun bei qualitativ heterogener Studienlage?

Meeting Abstract

EbM & Individualisierte Medizin. 12. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 24.-26.03.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11ebm41

doi: 10.3205/11ebm41, urn:nbn:de:0183-11ebm413

Published: March 23, 2011

© 2011 Weikert et al.
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Hintergrund: Die Anwender der Nationalen Versorgungs-Leitlinie "Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter" wünschen konkrete Handlungsempfehlungen zur Schmerztherapie bei Menschen mit diabetischer Polyneuropathie (DNP). Ziel dieser Arbeit ist es, die methodischen Probleme bei der Gewichtung der Evidenz zur medikamentösen Schmerztherapie bei DNP zu beschreiben und auf offene methodische Fragen hinzuweisen.

Material/Methoden: Im Rahmen der Entwicklung des Kapitels zur medikamentösen Schmerztherapie bei DPN wurden folgende methodischen Schritte durchgeführt: 1) synoptische Gegenüberstellung der Empfehlungen aus den Referenzleitlinien, 2) zusätzliche systematische Recherche nach aggreggierter Evidenz und Primärliteratur, 3) umfangreiche Evidenzbewertung je Wirksubstanz, 4) Considered Judgement und Entwicklung eines klinischen Therapiealgorithmus sowie 5) formale Konsentierung der Empfehlungen.

Ergebnisse: Aus insgesamt 1.383 Treffern der systematischen Literaturrecherche wurden 12 relevante systematische Übersichtsarbeiten und 33 kontrollierte klinische Studien berücksichtigt. Die Evidenzbewertung ergab folgende häufige methodische Limitationen der Studien: 1) niedrige Qualität der Einzelstudien, 2) kleine Fallzahlen, 3) gemischte Studienpopulationen ohne Subgruppenanalysen zu speziellen Schmerzformen und 4) Hinweise auf Publikationsbias. Nach kritischer Interpretation der Studienlage zeigte sich eine deutliche Diskrepanz in der methodischen Güte der Studien zwischen den bereits seit längerer Zeit zugelassenen Wirkstoffgruppen (trizyklische Antidepressiva, Opioide) und neueren Wirksubstanzen (Duloxetin, Pregabalin, Gabapentin), die eine Gewichtung der Studienergebnisse gegeneinander erschwerte.

Schlussfolgerung/Implikation: Klinische Studien zeigen häufig relevante Unterschiede in ihrer methodischen Durchführung. Die Gründe dafür liegen aber nicht selten in einer zeitlichen Weiterentwicklung der klinischen Forschung. Die methodischen Anforderungen vor allem an Zulassungsstudien haben sich in den letzten Jahren zunehmend erweitert. Leitlinienentwickler müssen diese Unterschiede bei der Ergebnisinterpretation berücksichtigen. Daher bleibt die Diskussion der Studienlage in einer breiten multidisziplinären Expertengruppe von besonderer Bedeutung.