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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Warum sprechen die Patienten nicht mit uns? – Konsultationsverhalten und Erwartungen älterer Rückenschmerzpatienten

Meeting Abstract

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  • author Jens Best - Abteilung Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • author Maria Geyer - Abteilung Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • author Corinna Leonhardt - Institut für Medizinische Psychologie, Marburg, Deutschland
  • corresponding author presenting/speaker Annette Becker - Abteilung Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom022

doi: 10.3205/11fom022, urn:nbn:de:0183-11fom0221

Published: September 14, 2011

© 2011 Best et al.
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Hintergrund: Trotz der hohen Prävalenz von Rückenschmerzen bei älteren Patienten zeigen Studien, dass ältere Menschen dem Arzt nicht spontan von ihren Beschwerden berichten („underreporting“). Bislang liegen jedoch keine Erfahrungen vor, ob dieses Berichtsverhalten in Zusammenhang mit der Schmerzausprägung, Selbstwirksamkeit und den Erwartungen an den Arzt steht.

Material und Methoden: Für eine Kohortenstudie wurden häusärztliche Patienten in drei Regionen Deutschlands rekrutiert. Es wurden Patienten >65 Jahre mit Rückenschmerzen in den letzten drei Monaten eingeschlossen. Anhand von Fragebogen, ggf. unterstützt durch Interview, wurden die Patienten zu ihren Schmerzcharakteristika, Komorbiditäten, Konsultationsverhalten, Medikamenteneinnahme, Selbstwirksamkeit und Erwartungen befragt. Ein Follow-up hinsichtlich der Ausprägung ihrer Schmerzen und der Erfüllung von Erwartungen erfolgte nach 6 und 12 Monaten.

Ergebnisse: 115 Rückenschmerzpatienten aus 12 hausärztlichen Praxen (mittleres Alter: 73 Jahre (65–89), 67% Frauen) wurden eingeschlossen. 37% der Patienten wurden als Non-Reporter eingestuft (keine rückenschmerzbezogene Konsultation in drei Monaten). Diese Patienten hatten eine bessere schmerzbezogene Selbstwirksamkeit und empfanden die Beschwerden als weniger stark und weniger in Alltag und Freizeit einschränkend als die konsultierende Vergleichsgruppe. Für beide Patiententypen stehen die Verschreibung von Medikamenten, Tipps für Selbstmanagement und das Gespräch im Vordergrund ihrer Erwartungen an den Hausarzt.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Ergebnisse lassen vermuten, dass ältere Menschen im Sinne eines Defizitmodells Schmerzen akzeptieren und ihren Hausarzt nur dann konsultieren, wenn die Beschwerden zu Beeinträchtigungen im täglichen Leben führen. Inwiefern sich das unterschiedliche Berichtsverhalten auf die Prognose der Patienten auswirkt, wird auf dem Kongress vorgestellt werden.