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Entwicklung und Bewertung von komplexen Interventionen
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Published: | September 14, 2011 |
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Ein Arzneimittel lässt sich als singuläre Komponente definieren. Mit der Zulassung durch die Arzneimittelbehörde sind die Entwicklungs- und Prüfphasen I bis III abgeschlossen. Viele medizinische Maßnahmen sind jedoch komplexe Interventionen. Sie bestehen aus mehreren Einzelkomponenten, die sich wechselseitig bedingen und ihrerseits in komplexe Kontexte implementiert werden. Beispiele sind Stroke Units, Disease Management Programme oder Projekte zur Verbesserung der Krankenhaushygiene. Ähnliche Interventionen gibt es in assoziierten Berufs- und Handlungsfeldern. Zum Beispiel, Sturz- und Dekubitusprävention in der Pflege, Ernährungs- und Sportprogramme in Schulen, Prävention posttraumatischer Störungen, Früherkennung von Kindesmisshandlung und -verwahrlosung, Verringerung von Jugendkriminalität, Prävention von Unfällen im Straßenverkehr oder Web-basiertem Lernen.
Einzelmaßnahmen wie die Behandlung mit einem Medikament lassen sich vergleichsweise einfach in randomisiert-kontrollierten Studien überprüfen und Ergebnisse aus mehreren Studien in Meta-Analysen zusammenführen. Der Nutzen und Schaden von komplexen Interventionen ist hingegen sehr viel schwerer zu erschließen. Der Beitrag der Einzelkomponenten zum Gesamtergebnis und die Interaktionen im Setting bleiben häufig unklar. Seit einigen Jahren wird zur Entwicklung, Bewertung und Synthese von komplexen Interventionen eine Differenzierung der methodischen Verfahren gefordert.
In diesem Beitrag soll am Beispiel der strukturierten Patienten-Behandlungs- und Schulungsprogramme für Patienten mit Diabetes der Unterschied zwischen Arzneimittelinterventionen und komplexen Interventionen deutlich gemacht werden. Das vom britischen Medical Research Council (MRC) vorgeschlagene Konzept zur Entwicklung und Evaluation von komplexen Interventionen wird zur Diskussion gestellt.