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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Nationale VersorgungsLeitlinie und Disease-Management-Programm Asthma – Kommen die Inhalte bei den Patienten an? Eine Fragebogenstudie bei gesetzlich Versicherten in Deutschland

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Bettina Bücker - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Susanne Löscher - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Cornelia Schürer - Abteilung für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • author Katharina Schaper - Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie (IMBE), Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Frank Krummenauer - Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie (IMBE), Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Michael Pentzek - Abteilung für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • author Antje Krieger - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Nik Koneczny - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author H.-Harald Abholz - Abteilung für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • author Stefan Wilm - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom056

doi: 10.3205/11fom056, urn:nbn:de:0183-11fom0560

Published: September 14, 2011

© 2011 Bücker et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Die Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma, die u.a. als evidenzbasierte Entscheidungshilfe für die Ausgestaltung des Disease-Management-Programms (DMP) Asthma gedacht ist, wurde 2005 erstmalig veröffentlicht. Zwischen 2006 und 2008 führten alle Kassenärztlichen Vereinigungen das DMP Asthma ein. Zum Effekt dieses DMP in Deutschland existieren derzeit nur wenige Untersuchungen.

Die Befragung sollte Auskunft über das selbstberichtete Handeln gesetzlich versicherter Patienten im Hinblick auf den (leitliniengerechten) Umgang mit ihrer Asthmaerkrankung geben und darüber, inwieweit sich DMP-Asthma-Teilnehmer in ihren Aussagen von Nichtteilnehmern unterscheiden. Primäre Hypothese war, dass zwischen diesen Gruppen ein Unterschied besteht in Bezug auf den Grad der Asthmakontrolle (unkontrolliert vs (teilweise) kontrolliert) und die Notwendigkeit zur Anwendung des Notfallsprays (nie/höchstens 2x pro Woche vs mehr als 2x pro Woche/täglich). Sekundäre Hypothesen bezogen sich u.a. auf Schulungsteilnahme, Einsatz des Peak-Flow-Meters (PFM), Besitz eines Notfallplans und Einnahme eines inhalativen Kortikoids.

Material und Methoden: Postalische Befragung von 8.000 zufällig ausgewählten, asthmakranken Versicherten (je 4.000 DMP-Teilnehmer und Nichtteilnehmer) einer gesetzlichen Krankenversicherung. Die deskriptive Auswertung der kategorialen Items erfolgte mittels Kreuztabellen und entsprechenden Prozentzahlen. Mittels des exakten Fisher-Tests zum multiplen Niveau 5% wurden Asthmakontrolle und Notfallsprayanwendung zwischen den beiden Gruppen verglichen. Die sekundären Hypothesen wurden mittels Fisher- bzw. Chiquadrat-Test geprüft.

Ergebnisse: Rücklaufquote 32,3% (2586 FB). Zur primären Hypothese (Grad der Asthmakontrolle bzw. Notfallsprayanwendung) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen DMP-Teilnehmern und Nichteilnehmern (p(F)=0.251 bzw. p(F)=0.080). Alters- und Geschlechtsadjustierungen veränderten die Ergebnisse nicht. Die DMP-Teilnehmer haben häufiger an einer Asthma-Schulung teilgenommen (50,6% vs 32,3%, p(F)=0.000), verwendeten häufiger ein PFM (49,3% vs 25,3%, p(F)=0.000), waren häufiger im Besitz eines Notfallplans (21,7% vs 11,0%, p(F)=0.000) und nahmen häufiger täglich ein kortisonhaltiges Spray (61,9% vs 45,5%, p(Chi²)=0.000).

Schlussfolgerung/Implikation: Ergebnisparameter unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht. Relevante Prozessparameter waren bei den DMP-Teilnehmern häufiger leitlinienkonform als bei den Nichtteilnehmern. Unklar bleibt, ob diese Unterschiede Folge des DMP sind. Möglicherweise spielen auch Selektionseffekte eine Rolle in dem Sinne, dass gesündere und motiviertere Patienten eher ins DMP eingeschlossen wurden als Patienten mit einem höheren Risiko für Komplikationen. Auch gilt zu bedenken, dass die DMP-Laufzeit bei Studienbeginn maximal 4 Jahre betrug. Es ist denkbar, dass Prozessverbesserungen im Sinne eines Langzeitnutzens zu zukünftigen Outcome-Verbesserungen führen. Diese Aspekte sollten in weiteren Studien untersucht werden.