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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Effektivität des österreichischen DMP “Therapie Aktiv” für Diabetes Typ 2 hinsichtlich Verbesserung der metabolischen Kontrolle, des Risikoprofils und der Leitlinienadhärenz – zwei Jahre Follow up

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Maria Flamm - Paracelsus Medizinische Privatuniversität; Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Salzburg, Österreich
  • author Sigrid Panisch - Paracelsus Medizinische Privatuniversität; Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Salzburg, Österreich
  • author Henrike Winkler - Paracelsus Medizinische Privatuniversität; Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Salzburg, Österreich
  • author Tim Johansson - Paracelsus Medizinische Privatuniversität; Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Salzburg, Österreich
  • author Andreas Sönnichsen - Paracelsus Medizinische Privatuniversität; Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Salzburg, Österreich

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom060

doi: 10.3205/11fom060, urn:nbn:de:0183-11fom0608

Published: September 14, 2011

© 2011 Flamm et al.
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Text

Hintergrund: Diabetes mellitus Typ 2 stellt weltweit eine wachsende Herausforderung für Gesundheitssysteme dar. In Österreich leiden rund 4,2-4,6% der erwachsenen Bevölkerung an Diabetes [1] und die Prävalenz der diabetischen Komplikationen ist hoch [2]. Zur Verbesserung der Versorgung von Diabetikern in Österreich wurde das Disease Management Programm (DMP) „Therapie Aktiv“ von der gesetzlichen Sozialversicherung entwickelt und implementiert. Im Bundesland Salzburg erfolgte die Einführung 2007 im Rahmen einer randomisiert kontrollierten Studie (RCT) mit 1.489 eingeschlossenen Patienten über einen Beobachtungszeitraum von einem Jahr. Die Ergebnisse wurden kürzlich publiziert [3]. Nach Abschluss des RCT wurde das Programm zur Ermittlung der Langzeiteffektivität als offene Beobachtungsstudie weitergeführt.

Material und Methoden: Die Studie wurde allen Allgemeinmedizinern und Internisten mit Kassenvertrag in Salzburg angeboten. Es sollten alle Patienten mit Diabetes Typ 2 nach den WHO/ADA Kriterien eingeschlossen werden. Nach Abschluss des RCT und Öffnung der Studie wurde den Patienten der Kontrollgruppe der Eintritt in das DMP angeboten. In dieser Auswertung beobachteten wir alle Patienten, die über den gesamten Zeitraum von 2 Jahren (mindestens 600 Tage) in der Studie waren. Die Studienteilnehmer wurden in 3 Gruppen unterteilt: Gruppe 1: ehemalige Interventionspatienten, die im DMP blieben; Gruppe 2: ehemalige Kontrollen, die in das DMP eintraten; Gruppe 3: ehemalige Kontrollen, die als Kontrollen in der Studie blieben. Zu Studienbeginn, nach einem und nach zwei Jahren wurden anthropometrische Daten, diverse Laborparameter (primärer Endpunkt HbA1c) und Parameter der Prozessqualität (regelmäßige Kontrolluntersuchungen und Schulung) erfasst und ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden von 55 Ärzten 801 Patienten eingeschlossen, deren Daten über einen Zeitraum von 2 Jahren ausgewertet werden konnten. Gruppe 1: n=355 (53,0% männlich); Gruppe 2: n=335 (51,3% männlich); Gruppe 3: n=111 (56,8% männlich).

Hinsichtlich des primären Endpunktes HbA1c fand sich zwischen den Gruppen über die Zeit kein signifikanter Unterschied (Mittelwert HbA1c ± STD zu Studienbeginn, nach 1Jahr, nach 2 Jahren: Gruppe 1: 7,40±1,48; 6,95±1,14; 7,03±1,19; Gruppe 2: 7,32±1,37; 6,95±1,05; 6.95±1.05; Gruppe 3: 7,14±1,11; 7,02±1,00; 7.12±1.10; p=0,789).

Hinsichtlich der Prozessqualität fanden sich signifikant mehr geschulte Patienten unter den DMP Patienten (p<0,001). Nach Übertritt in das DMP im zweiten Jahr zeigte sich eine deutliche Zunahme an regelmäßigen Augen- und Fußuntersuchungen.

Schlussfolgerung/Implikation: Es finden sich nach 2 Jahren keine Unterschiede hinsichtlich metabolischer Kontrolle zwischen den Gruppen, jedoch führt das DMP „Therapie Aktiv“ zu einer deutlichen Verbesserung der Prozessqualität.


Literatur

1.
Dorner T, Rathmanner T, Lechleitner M, Schlogel R, Roden M, Lawrence K, et al. Public health aspects of diabetes mellitus--epidemiology, prevention strategies, policy implications: the first Austrian diabetes report. Wien Klin Wochenschr. 2006 ;118(17-18):513-9.
2.
Rakovac I, Plank J, Jeitler K, Beck P, Seereiner S, Mrak P, et al. Health status of type 2 diabetics in Austria - perspective of a quality improvement initiative. Wien Med Wochenschr. 2009;159(5-6):126-33.
3.
Sonnichsen AC, Winkler H, Flamm M, Panisch S, Kowatsch P, Klima G, et al. The Effectiveness of the Austrian Disease Management Programme for Type 2 Diabetes: a Cluster-Randomised Controlled Trial. BMC Fam Pract. 2010;11(1):86.