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Kosten-Nutzenbewertung der ACE-Hemmer-Therapie bei neu diagnostizierten Typ-2-Diabetikern in Deutschland – ein Markov-Modell
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Published: | September 14, 2011 |
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Hintergrund: Der Typ-2-Diabetes mellitus ist eine Volkskrankheit, deren Prävalenz seit Jahren kontinuierlich ansteigt [1]. Daher stellt diese Erkrankung eine große Belastung und Herausforderung für das deutsche Gesundheitssystem dar. Die diabetische Nephropathie als Folgeerkrankung ist ebenfalls von großer Relevanz, da es sich hierbei um die Hauptursache für das Auftreten einer terminalen Niereninsuffizienz in Europa und den USA handelt [2], [3]. Die Inzidenz der Niereninsuffizienz bei Typ 2 Diabetikern ist in den letzten Jahren ebenfalls kontinuierlich angestiegen [2], [4]. ACE-Hemmer wirken nephroprotektiv, da sie die Progression der Nephropathie unabhängig von ihrer blutdrucksenkenden Wirkung verlangsamen.
Vor dem Hintergrund, dass die Behandlung eines nierenersatztherapiepflichtigen Patienten in Deutschland jährlich circa €40.000 [2], [5] kostet, kommt der Prävention auch aus ökonomischer Sicht eine enorme Bedeutung zu. Unser Ziel war es ein Kosten-Nutzen-Modell zu erstellen, welches den besten Zeitpunkt für die Einleitung einer ACE-Hemmer-Therapie bei neu diagnostizierten Typ-2-Diabetikern in Deutschland zeigt.
Material und Methoden: Es wurden drei Strategien miteinander verglichen:
- 1.
- Behandlung aller Patienten ab dem Zeitpunkt der Erstdiagnose eines Typ-2-Diabetes
- 2.
- Behandlung erst nach positivem Mikroalbuminurie-Nachweis
- 3.
- Behandlung erst nach positivem Makroalbuminurie-Nachweis
Ein Markov-Modell über die Lebenszeit wurde erstellt, in das eine Kohorte 50-jähriger, erstdiagnostizierter Typ-2-Diabetiker eingegangen ist (Abbildung 1 [Abb. 1]). Unter der Zuhilfenahme verfügbarer Daten zu Kosten und Nutzen (Health Outcomes) wurde die Progression durch die verschiedenen Stadien der Niereninsuffizienz simuliert. Hierbei wurde die Perspektive der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) eingenommen, die annähernd 90% der deutschen Bevölkerung erfasst
Ergebnisse: In der Base-Case-Analyse ist die Strategie alle Patienten direkt zu behandeln mit den niedrigsten Kosten und dem größten Nutzen verbunden und dominiert daher die beiden Alternativen. Die multivariate Sensitivitätsanalyse zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit der Einsparungen bei ca. 89% liegt.
Schlussfolgerung/Implikation: Bei Patienten mit einem neu diagnostizierten Typ-2-Diabetes mellitus sollte daher unmittelbar nach Diagnosestellung eine ACE-Hemmer-Therapie eingeleitet werden, wenn sie keine Kontraindikationen aufweisen. Patienten, die darunter einen trockenen Husten entwickeln, sollten einen Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten erhalten. Das Potential für Einsparungen wäre sogar noch größer, wenn die durch die Medikation bedingte Verhinderung kardiovaskulärer Ereignisse Berücksichtigung finden würde.
Literatur
- 1.
- Mokdad AH, Ford ES, Bowman BA, Dietz WH, Vinicor F, Bales VS, Marks JS. Prevalence of obesity, diabetes, and obesity-related health risk factors, 2001. JAMA. 2003;289:76-9.
- 2.
- Frei U, Schober-Halstenberg HJ. Nierenersatztherapie in Deutschland. Bericht über Dialysebehandlung und Nierentransplantation in Deutschland 2005/2006. Berlin: Quasi-Niere; 2006.
- 3.
- U.S. Rena Data System. USRDS 2001 annual data report: atlas of ESRD in the United States. Bethesda, MD: National Institutes of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases; 2001.
- 4.
- Ritz E, Rychlik I, Locatelli F, Halimi S. End-stage renal failure in type 2 diabetes: A medical catastrophe of worldwide dimensions.
- 5.
- Nebel M. Costs of renal replacement therapies in Germany in 1999. Nieren- und Hochdruckkrankheiten. 2002;3:85-92.