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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Möglichkeiten körperlicher Aktivität von Pflegeheimbewohnern aus der Bewohnerperspektive

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Wolfram J Herrmann - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland; Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, Deutschland
  • author Sonja Kalinowski - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • author Dagmar Dräger - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • author Uwe Flick - Alice Salomon Hochschule Berlin, Berlin, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom104

doi: 10.3205/11fom104, urn:nbn:de:0183-11fom1042

Published: September 14, 2011

© 2011 Herrmann et al.
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Hintergrund: Körperliche Aktivität nimmt eine Schlüsselstellung in der Gesundheitsförderung und Prävention älterer Menschen ein. Bei Pflegeheimbewohnern ist die körperliche Aktivität aufgrund von Multimorbidität und funktionellen Beeinträchtigungen besonders eingeschränkt. Daher sollten Hausärzte Pflegeheimbewohner zu körperlicher Aktivität motivieren. Für eine erfolgreiche Motivation zu körperlicher Aktivität ist jedoch die Sichtweise der Betroffenen entscheidend. Ziel dieser Studie ist es daher die Möglichkeiten körperlicher Aktivität aus Sicht der Pflegeheimbewohner zu erforschen.

Material und Methoden: Wir führten eine Sekundäranalyse einer qualitativen und einer quantitativen Studie mit Pflegeheimbewohnern durch und triangulierten die Ergebnisse. In der qualitativen Studie wurden 30 Pflegeheimbewohner mit episodischen Interviews zu Schlaf und Schlafstörungen befragt. Ein wichtiges Thema in den Interviews war körperliche Aktivität. Alle Aussagen zur körperlichen Aktivität haben wir sekundäranalytisch ausgewertet. In der quantitativen Studie wurden 217 Pflegeheimbewohner zur körperlichern Aktivität befragt und ihre körperliche Funktionalität u.a. anhand des Timed „Up & Go“-Testes erfasst. Die Selbstwirksamkeitserwartung wurde anhand einer Kurzform der Self-Efficacy Scale von Schwarzer gemessen. Für die Auswertung wurden die Ergebnisse der beiden Studien einander gegenübergestellt und Schritt für Schritt aufeinander bezogen analysiert.

Ergebnisse: Von den 217 in der quantitativen Studie befragten Pflegeheimbewohnern waren 135 gehfähig und 75 sitzfähig. Die Pflegeheimbewohner zeigten ein großes Interesse daran körperlich aktiv zu sein. Signifikant mehr gehfähige als sitzfähige Bewohner taten selbständig etwas zum Erhalt ihrer Bewegungsfähigkeit (p=0,027) und äußerten auch mehr Wünsche im Hinblick auf ihre persönliche Bewegungsförderung (p=0,014) als die sitzfähigen Bewohner. In der qualitativen Studie zeigte sich, dass Pflegeheimbewohner meist über keine Strategien verfügen wie sie selbst körperlich aktiv sein können. Insbesondere in ihrer Gehfähigkeit eingeschränkte Bewohner sahen für sich selbst kaum andere Möglichkeiten körperlich aktiv zu sein. Dies führte zu der Frage, ob Pflegeheimbewohner insgesamt eine eingeschränkte Selbstwirksamkeit haben. Im Vergleich der Selbstwirksamkeitserwartung mit einer Normpopulation zeigten die Pflegeheimbewohner jedoch keine verringerte Selbstwirksamkeit (3,03 vs. 2,96).

Schlussfolgerung/Implikation: Der Mangel an Strategien der Pflegeheimbewohner bei gleichzeitig normaler Selbstwirksamkeitserwartung weist auf einen Mangel an Wissen über Möglichkeiten körperlicher Aktivität von Pflegeheimbewohnern hin, insbesondere bei Bewohnern, die nicht mehr laufen können. Daher sollten Hausärzte die von ihnen betreuten Pflegeheimbewohner motivieren körperlich aktiv zu sein und ihnen dazu konkrete Möglichkeiten körperlicher Aktivität aufzeigen.