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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Zusammenhang zwischen mangelnder Compliance und fehlender glykämischer Kontrolle bei Patienten mit Typ-2 Diabetes: erste Ergebnisse der DIANA Studie

Meeting Abstract

  • author Heike Ursula Krämer - Deutsches Krebsforschungszentrum, Abt. Klinische Epidemiologie und Alternsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • author presenting/speaker Gernot Rüter - Allgemeinarztpraxis, Benningen/ Neckar, Deutschland
  • author Dietrich Rothenbacher - Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Ulm, Deutschland
  • author Thomas Rosemann - Universität Zürich, Institut für Hausarztmedizin, Zürich, Deutschland
  • author Joachim Szecsenyi - Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • author Elke Raum - Deutsches Krebsforschungszentrum, Abt. Klinische Epidemiologie und Alternsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • corresponding author Hermann Brenner - Deutsches Krebsforschungszentrum, Abt. Klinische Epidemiologie und Alternsforschung, Heidelberg, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom171

doi: 10.3205/11fom171, urn:nbn:de:0183-11fom1711

Published: September 14, 2011

© 2011 Krämer et al.
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Text

Hintergrund: Es ist bereits bekannt, dass mangelnde Compliance gegenüber verordneten Medikamenten den langfristigen Verlauf eines Typ-2 Diabetes beeinflusst und die Mortalität erhöht [1], [2]. Zwar existieren Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Compliance und glykämischer Kontrolle bei Patienten mit Typ-2 Diabetes [3], [4], aber Analysen zu geschlechtsspezifischen Unterschieden fehlen. Die Prävalenz von mangelnder Compliance gegenüber verordneten Medikamenten und schlechter glykämischer Kontrolle bei Patienten mit Typ-2 Diabetes sowohl für die Gesamtpopulation als auch getrennt nach Geschlecht abzuschätzen sowie den Grad der Assoziation zu bestimmen, war ein Ziel dieser Untersuchung.

Material und Methoden: Die Analyse basiert auf Basisdaten der DIANA Studie, einer prospektiven Kohortenstudie von Patienten mit Typ 2 Diabetes im Süd-Westen Deutschlands (Landkreise Ludwigsburg, Heilbronn, Rems-Murr und Böblingen). Auf Basis eines selbstauszufüllenden Fragebogens wurde die selbsteingeschätzte Compliance gegenüber verordneten Medikamenten wurde mittels Morisky-Score ermittelt. Ebenfalls wurden auf Basis des Fragebogens Informationen zu Faktoren gewonnen, die im Zusammenhang mit einer schlechten glykämischen Kontrolle stehen (z.B. Alter, Schulbildung, Familienstand).

Die glykämische Kontrolle wurde anhand des HbA1c bestimmt. Ein HbA1c ≥7.5% wurde als schlechte glykämische Kontrolle definiert. Um Zusammenhänge zwischen einer mangelnden Compliance gegenüber verordneten Medikamenten und schlechter glykämischer Kontrolle sowohl für die Gesamtpopulation als auch getrennt nach Geschlecht abzuschätzen, wurden bivariate und multivariate Analysen anhand von Log-binomialen Regressionsmodellen durchgeführt.

Ergebnisse: In die Analyse konnten insgesamt 1.142 Teilnehmer (624 Männer, 518 Frauen) eingeschlossen werden. Für die Gesamtpopulation zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen mangelnder Compliance und schlechter glykämischer Kontrolle. Jedoch zeigten sich nach Stratifizierung Unterschiede zwischen den Geschlchtern: Von den männlichen Teilnehmern mit schlechter glykämischer Kontrolle berichteten 37% (N=55) eine fehlende und 19% (N=85) eine gute Compliance gegenüber verordneten Medikamenten (adjustiertes Prevalence Ratio (PR)=1,90; 95%-Konfidenzintervall (KI): 1,46-2,49). Dagegen berichteten von den Frauen mit schlechter glykämischer Kontrolle nur 19% (N=22) eine fehlende und 18% (N=69) eine gute Compliance gegenüber verordneten Medikamenten (adjustiertes PR=0,97; 95%-KI: 0,65-1,46).

Schlussfolgerung/Implikation: Unsere Ergebnisse zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Compliance und glykämischen Kontrolle gibt, jedoch weisen sie auch auf Unterschiede in der Assoziation bei Männern und Frauen hin. Dies unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Bemühungen über bisherige Disease-Management Programme (DMP) hinaus.


Literatur

1.
Odegard PS, Capoccia K. Medication taking and diabetes: a systematic review of the literature. Diabetes Educ. 2007;33(6):1014-29.
2.
Ho PM, Rumsfeld JS, Masoudi FA, et al. Effect of medication nonadherence on hospitalization and mortality among patients with diabetes mellitus. Arch Intern Med. 2006;166(17):1836-41.
3.
Alvarez Guisasola F, Tofe Povedano S, Krishnarajah G, et al. Hypoglycaemic symptoms, treatment satisfaction, adherence and their associations with glycaemic goal in patients with type 2 diabetes mellitus: findings from the Real-Life Effectiveness and Care Patterns of Diabetes Management (RECAP-DM) Study. Diabetes Obes Metab. 2008;10 (Suppl 1):25-32.
4.
Donnelly LA, Morris AD, Evans JM. Adherence to insulin and its association with glycaemic control in patients with type 2 diabetes. QJM. 2007;100(6):345-50.