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Validierung von Selbstangaben zu Schwangerschaft und Kindergesundheit anhand ambulant erstellter medizinischer Unterlagen
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Published: | September 20, 2011 |
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Einleitung/Hintergrund: Die subjektive Darstellung des Gesundheitszustandes wird häufig zur Grundlage von epidemiologischen Studien, auch in der Versorgungsforschung, herangezogen. Zur Validierung kann bei einer Stichprobe der Probanden nach Kopien von medizinischen Dokumenten gefragt werden.
In einer früheren Fall-Kontrollstudie des Deutschen Kinderkrebsregisters zu Leukämien zeigte sich bei Angaben zur Impfung ein differentieller Recall Bias bei Fällen und Kontrollen, da die befragten Eltern der Kontrollgruppe Schutzimpfungen des Kindes angegeben hatten, die erst nach dem jeweiligen Stichtag lagen [1].
Bei einer 2007 durchgeführten Fall- Kontrollstudie des Deutschen Kinderkrebsregisters sollten mittels eines standardisierten computergestützten Telefoninterviews mögliche Risikofaktoren für die Entstehung von Krebs im Kindesalter untersucht werden [2]. Dabei wurde zu einigen Antworten bei einer Stichprobe der teilnehmenden Eltern die Zuverlässigkeit der Selbstangaben durch freiwillige Zusendung ausgewählter medizinischer Unterlagen evaluiert.
Material und Methoden: Die Befragung bezog sich auf die Familien von in Deutschland in den Jahren 1993-2003 im Ater von unter 5 Jahren an einer Leukämie, einem Lymphom oder einem ZNS-Tumor erkrankten Kindern; sowie gematchten Bevölkerungskontrollen.
Insgesamt wurde eine Stichprobe von 198 zufällig ausgewählten Familien (50 Fälle, 148 Kontrollen) um die Zusendung von Kopien des Mutterpasses, Kinderuntersuchungshefts und Impfpasses des entsprechenden Kindes gebeten. Insgesamt 49% der Familien schickten mindestens ein Dokument, dabei fehlte der Mutterpass am häufigsten (41% zugesandt).
Ergebnisse: Die Bereitschaft, Unterlagen zuzusenden, stieg mit dem Sozialstatus und war geringer, je weiter die Geburt des Kindes zurücklag. Sie unterschied sich nicht wesentlich zwischen Fällen und Kontrollen.
Ein Teil der geplanten Abgleiche konnte nicht durchgeführt werden, da Angaben zu z.B. Infektionen in der Schwangerschaft, Medikamenten in der Schwangerschaft und Allergien des Kindes in Mutterpass und Kinderuntersuchungsheft weitgehend fehlen. Die Angaben zu Geburtsgewicht, -größe und Schwangerschaftswoche waren meistens zuverlässig, dabei machen Mütter erkrankter Kinder teilweise die präziseren Angaben. Die Angaben zur Impfung waren weitgehend zuverlässig.
Diskussion/Schlussfolgerungen: Die etwas zuverlässigeren Angaben der Mütter erkrankter Kinder können mit einer intensiveren Beschäftigung der Mütter mit deren Gesundheit zu tun haben. Die ziemlich zuverlässigen Angaben zur Impfung können damit zusammenhängen, dass viele Interviewpartner seinerzeit ausdrücklich schon während des Interviews den Impfpass zu Rate zogen. Es kann spekuliert werden, dass Personen, die den Impfpass nicht sofort zur Hand hatten, ihn seltner zusandten und auch weniger zuverlässige Angaben machten.
Bei zurückliegenden Ereignissen sind Angaben von Interviewpartnern nicht immer genau. Mit dieser Studie konnte gezeigt werden, dass eine Validierung mit leicht zugänglichen medizinischen Unterlagen möglich und sinnvoll ist. Dabei kann eine Verzerrung nicht ausgeschlossen werden.
Literatur
- 1.
- Schüz J, Kaatsch P, Kaletsch U, Meinert R, Michaelis J. Association of childhood leukemia with factors related to the immune system. Br J Cancer. 1999;80:585-590.
- 2.
- Spix C, Schulze-Rath R, Kaatsch P, Blettner M. Case-control study on risk factors for leukaemia and brain tumours in children under 5 years in Germany. Klin Padiatr. 2009;221:362-368.