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Zur Psychopathophysiologie des Sehens
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Published: | February 2, 2011 |
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Ziel des Beitrages ist Sehstörungen zu beleuchten, welche morphologisch oder funktionell nicht eindeutig einem Krankheitsbild zugeordnet werden können, welches die Ursächlichkeit der Sehstörung verständlich macht. Simulation oder Aggravation als zweckorientierte, vorgetäuschte Sehstörung, visuelle Befunde bei hirnorganischen Erkrankungen oder bei endogenen Psychosen werden dabei nicht berückssichtigt. Die Wechselwirkungen von seelischem Erleben und Sehfunktion sind vielfältig. So kann ein schwerer Sehverlust zu psychischen Erkrankungen (Depression) führen, umgekehrt kann eine schwere Psychose Sehstörungen bewirken (visuelle Halluzination). Die emotionale Vulnerabilität der visuellen Wahrnehmung resultiert aus seiner sensorischen Dominanz gegenüber anderen Sinnesorganen. Auch nutritiv-toxische Ursachen (Alkohol, Nikotin) können morphologisch nicht begründbare Sehstörungen verursachen, ebenso können eine Vielzahl psychotroper Wirkstoffe (Cannabis, Opiode, Amphetamine) Auslöser von Sehstörungen sein. Die häufigsten psychogenen Sehstörungen sind psychosomatischer Natur mit den entpsrechenden, disponierenden Persönlichkeitsmerkmalen. Bei den psychogenen Sehstörungen im höheren Alter ist jedoch immer an die Möglichkeit einer larvierten Depression zu denken. Davon zu differenzieren sind morphologisch begründbare Augenerkrankungen mit psychosomatisher Komponente (Retinopathia centralis serosa, Uveitis, Glaukom).