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30. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2012)

11.01. - 14.01.2012, Nassfeld, Österreich

Zürcher Stigma Studie – Stigmatisierung von Kindern mit Narben oder angeborenen Hautanomalien im Gesicht

Meeting Abstract

  • corresponding author C. Schiestl - Zentrum für brandverletzte Kinder, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Chirurgische Klinik, Universitätskinderspital Zürich
  • O. Masnari - Zentrum für brandverletzte Kinder, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Chirurgische Klinik, Universitätskinderspital Zürich
  • K. Neuhaus - Zentrum für brandverletzte Kinder, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Chirurgische Klinik, Universitätskinderspital Zürich
  • M. Meuli - Zentrum für brandverletzte Kinder, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Chirurgische Klinik, Universitätskinderspital Zürich
  • M. Landolt - Zentrum für brandverletzte Kinder, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Chirurgische Klinik, Universitätskinderspital Zürich

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 30. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2012). Nassfeld, Österreich, 11.-14.01.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dav43

doi: 10.3205/12dav43, urn:nbn:de:0183-12dav431

Published: August 7, 2012

© 2012 Schiestl et al.
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Das Gesicht ist Dreh- und Angelpunkt zwischenmenschlicher Kommunikation. Dabei erfahren Menschen mit Auffälligkeiten im Gesichtsbereich im Alltag häufig stigmatisierende Rektionen wie Angestarrtwerden, Flüstern, Neugier, Hänseleien, Mitleids- oder Abneigungsbekundungen. Die Sorge vor derartigen sozialen Reaktionen sind ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für plastisch-chirurgische Eingriffe im Kindes- und Jugendalter.

Ziel der Stigma-Studie ist es, die von Eltern und Patienten beschriebenen Stigmatisierungserfahrungen genauer zu beschreiben und den Zusammenhang mit medizinischen und soziodemographischen Variabeln zu analysieren. Hierzu wurden in den Universitätskliniken Zürich und Freiburg insgesamt 89 Familien mit Kindern bzw. Jugendlichen (Alter: 9 Monate bis 16 Jahre) mit Verbrennungsnarben oder einem Geburtsmal (Blutschwamm, Feuermal, Kongenitaler melanozytärer Nävus) im Gesicht befragt. Dabei ergaben sich aus der Analyse der mittels Interviews und standardisierter Fragebögen erhobenen Daten folgende Ergebnisse:

Kinder und Jugendliche mit Gesichtsauffälligkeiten berichten häufig stigmatisierende Erfahrungen, darunter Anstarren und Nach-einem-Umdrehen (62%), Mitleidsbekundungen (81%) oder Hänseleien (25%). Das Risiko, negative soziale Reaktionen zu erleben, nimmt mit dem Alter zu und ist bei Kindern mit einer Auffälligkeit, die mehr als 25% des Gesichts bedeckt, besonders hoch. Stigmatisierungserfahrungen stellen wiederum ein Risiko für psychosoziale Anpassungsstörungen dar.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Kinder und Jugendliche mit einer Gesichtsauffälligkeit in hohem Masse Stigmatisierungserfahrungen ausgesetzt sind, was mit einem erhöhten psychosozialen Entwicklungsrisiko einhergeht. Es ist daher dringend erforderlich, dass Patienten und Familienangehörige von einem multidisziplinären Team begleitet und – je nach Bedarf – unterstützt werden. Zudem sind vermehrt öffentliche Aktionen notwendig, um die Gesellschaft für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren und Verständnis zu fördern.